Die Grafen von Ziegenhain stammen aus der Familie der Grafen von Reichenbach. Spätestens seit dem Jahr 1144 nannten sie sich nach der von Gottfried I. erbauten Burg Ziegenhain „Grafen von Cigenhagen“. Im 12. Jahrhundert bauten die Grafen von Ziegenhain ein Herrschaftsgebiet zwischen Burgwald und Knüll auf, die Grafschaft Ziegenhain, deren Gebiet Niederhessen fast vollständig von Oberhessen trennte. Gozmar III. († 1184) verheiratete seine Tochter Luckardis mit Friedrich von Thüringen, dem dritten Sohn des Ludowinger Landgrafen Ludwig II. von Thüringen. Aus dieser Ehe entstanden erhebliche Schwierigkeiten, da Friedrich nun Ansprüche auf die Grafschaft Ziegenhain erhob. Die Auseinandersetzung wurde 1233 mit einem Vertrag beendet. Bereits 1205 erbte Ludwig I. die Grafschaft Nidda in der nördlichen Wetterau als Neffe des letzten Grafen von Nidda, Berthold II., der ohne männliche Erben verstarb.
Ludwig I. von Ziegenhain war ein Parteigänger der Staufer. Seine Anwesenheit im Umkreis Philipps von Schwaben ist mehrfach bezeugt: 1205 in Nürnberg, 1206 in Boppard, 1207 in Jülich und im gleichen Jahr auf dem Hoftag in Gelnhausen. Zusammen mit anderen Verwandten schenkte er 1207 das Kloster Reichenbach dem Deutschen Orden. Sein jüngster Sohn Ludwigs I., Burkhart von Ziegenhain, wurde 1247 Erzbischof von Salzburg. Die beiden älteren Brüder, Gottfried IV. und Berthold I. regierten die Grafschaften Ziegenhain und Nidda gemeinsam, aber deren Söhne nahmen eine Landesteilung vor: Ludwig II. erhielt die Grafschaft Nidda, in der ihm sein Sohn Engelbert I. folgte, und Gottfried V. die Grafschaft Ziegenhain, die er seinem Sohn Gottfried VI. vererbte. Im Jahre 1330 kam es zur erneuten Vereinigung beider Landesteile, nachdem Johann I. von Ziegenhain, Sohn Gottfrieds VI., 1311 die Erbtochter Lukardis (Luitgart) des letzten Niddaer Grafen aus dem Hause Ziegenhain, Engelbert I., geheiratet hatte.
Der letzte Graf von Ziegenhain, Johann II. („der Starke“), starb 1450 ohne männliche Erben, was zu einer langen und erbitterten Auseinandersetzung zwischen den beiden Rechtsnachfolgern, Landgraf Ludwig I. von Hessen und dem Haus Hohenlohe führte. Der Erbstreit dauerte bis 1495 und endete mit dem Sieg Hessens. Die Hohenloher erhielten eine Abfindung von 9000 Gulden, führten den sechsstrahligen Ziegenhainer Stern aber weiterhin in ihrem Wappen und behielten den begehrten Grafentitel. Das Haus Hessen führte seit dieser Zeit den Titel „Graf zu Ziegenhain, Graf zu Nidda“.
Wappen: geteilt von Schwarz und Gold, oben ein silberner (weißer) Stern. Auf dem Helm mit schwarz-goldener Decke ein wachsender Ziegenadler in den Farben des Schildes. Der Ziegenadler war bis 1350 auch das Schildbild.
Quellen: Heraldische Postkarte von Heinz Ritt, Bad Nauheim. O. Hupp, Münchener Kalender von 1935. Ingo F. Walther, Codex Manesse. Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift. Frankfurt am Main 1988. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia.