Waldow, auch Waldau, ist der Name eines alten ursprünglich bayerischen Adelsgeschlechts mit dem Stammhaus Burg Waldau. Die Familie, von der einzelne Zweige bis heute bestehen, gehörte zum Uradel im Nordgau. Mit der zeitweiligen Herrschaft der Wittelsbacher über die Mark Brandenburg im 14. Jahrhundert kam der Ritter Hentzlinus de Waldow dorthin und seine Nachfahren gelangten später weiter in die Neumark, die Markgrafschaft Meißen, nach Schlesien, und nach Pommern, wo sie zu Besitz und Ansehen kamen. Eine Linie führt seit Anfang des 19. Jahrhunderts den Namen von Waldow und Reitzenstein.
Nach Kneschke soll sich die Familie bereits im 10. Jahrhundert in der Lausitz ausgebreitet haben, nachdem König Heinrich I. die Sorben besiegt und unterworfen hatte. In der Oberlausitz errichteten Angehörige das Schloss Waldau unweit von Görlitz. Möglich wäre demnach auch, dass die Herren von Waldow aus Bayern, Franken und Schwaben unter den Schlesischen Herzögen Wladislaus und Boleslaus nach Schlesien gelangten und dann das Schloss nahe Görlitz errichteten.
Nach dem Genealogischen Handbuch des Adels wird das Geschlecht mit dem Reichsministerialen dominus Volricus de Waldowe um das Jahr 1223 und mit Ulricus de Waldauwe am 13. Januar 1224 erstmals urkundlich erwähnt. Namengebendes Stammhaus der Familie war die 1213 erbaute Burg Waldau bei Vohenstrauß in der Oberpfalz. Die Waldower waren stammesverwandt mit dem Ministerialengeschlecht der Waldthurner.
Die Schreibweise des Namens wechselt von Waldaw, Waldav, Waldauw, Waldowe, Waldauwe, Waldo, Walde, Waldau und Waldow. In märkischen Urkunden erscheint zuerst die Namensform Waldow bzw. Waldaw.
Die Waldower waren zunächst Reichsministeriale, gehörten aber auch zur Dienstmannschaft der Grafen von Ortenburg-Murach. Um ihren Stammsitz errichteten sie eine allodiale Rodungsherrschaft, in der sie die Blutgerichtsbarkeit ausüben durften. Außerdem besaßen die Herren von Waldow schon früh die Vogtei über die Güter des Klosters Waldsassen in Albersrieth.
Heinrich von Waldau wurde 1315 mit dem Kirchenbann belegt, da er bei Plünderungen dem Kloster Waldsassen großen Schaden zufügte. Bereits 1295 hatte Heinrich die Kirche zu Pirk ausgeraubt und zerstört. Im Jahre 1347 errichteten Angehörige der Familie die Burg Schellenberg bei Georgenberg im Oberpfälzer Wald, die später an das fränkische Geschlecht derer von Guttenberg verpfändet wurde.
1352 teilten die Brüder ihre Besitzungen: Ulrich erhielt Waldthurn, Konrad bekam Schellenberg und Heinrich blieb in Waldau. Ulrich von Waldau auf Waldthurn († 1363) trug die Herrschaft Waldthurn dem Königreich Böhmen als Lehen auf, was den Bestrebungen von Kaiser Karl IV. bei der Errichtung von Neuböhmen entgegenkam. 1359 wird in einem Einigungsvertrag zwischen Ulrich von Waldau mit den Landgrafen von Leuchtenberg die Öffnung der beiden Burgen zu Waldthurn und Schellenberg für Karl IV. bestätigt. Als nächster folgt ihm sein Sohn Doberhoss († 1396). Dieser war als Vizedom zu Sulzbach und als „Ehrwürdiger“ eines religiösen Ordens sehr erfolgreich. 1376 belehnte Kaiser Karl IV. den Doberhoss mit einem großen Handlehensbestand, der sich über die ganze Oberpfalz verteilte. Nachdem Doberhoss als Ordenslaienbruder kinderlos war, folgte ihm sein Vetter Tobias († 1419), Sohn des Heinrich von Waldau, in Waldthurn. 1394 belehnte Kurfürst Ruprecht III. Tobias und Heinrich die Waldauer mit der Veste Waldau und dem dortigen Halsgericht. Tobias von Waldau auf Waldthurn war ein gefürchteter und gewalttätiger Ritter, so zerstörte er in Miesbrunn 1417 19 Höfe. Er war Hofmeister des Landgrafen von Leuchtenberg und erwarb von diesem Schönsee und Reichenstein. Nach seinem Tod folgte ihm sein minorenner Sohn Ulrich von Waldau und Waldthurn († vor 1491). Da er noch minderjährig war, führte Wilhelm Zenger von Steinberg, der Bruder seiner Mutter, die Geschäfte. In seiner Zeit folgten die Hussiteneinfälle, von denen auch Waldthurn betroffen war. Ulrich war 1448 – 1461 Pfleger von Floß und leistete auch Kriegsdienst in Dänemark. 1454 erbte er über seine Mutter von den Zengern die Hofmarkt Haggn, die bis 1542 im Besitz der Waldauer blieb. Ulrich hinterließ drei Söhne, Hans, Georg und Sebastian. Die Ritter Georg und Sebastian von Waldow gehörten dem 1489 in Cham gegründeten Löwlerbund an, der sich gegen den bayerischen Herzog Albrecht IV. auflehnte. Sebastian verstarb 1491 und sein Sohn Gilg (Egidius) von Waldau auf Waldthurn († 1507) verblieb als einziger Nachfolger. In seine Zeit fällt der Landshuter Erbfolgekrieg, er gehört zu den Unterzeichnern des Kölner Friedensspruchs; er ist vermutlich in Folge der Pest verstorben und wurden auf dem Fahrenberg begraben. Der nächste zu Waldthurn war Hans Tobias von Waldau auf Waldthurn und Waldau († 1538). Er war hoch verschuldet und seine Besitzungen mussten großteils verkauft werden. Obwohl Waldthurn ein böhmisches Lehen war, unterwarf sich Hans Tobias der Pfalz-Neuburg als Landsasse, zugleich erbat er einen Lehensbrief vom böhmischen König. Dies führte zu erbitterten Streitigkeiten zwischen der Kurpfalz und Böhmen um die Landeshoheit, die erst 1656 mit dem Kauf der Herrschaft durch Fürst Wenzel Eusebius von Lobkowicz ein Ende nahmen. Nach dem Tod des Hans Tobias folgte ihm sein Bruder Georg bzw. Jörg († 1545) nach. Er war körperlich und geistig krank, und so wurde die Herrschaft am 19. April 1540 an Willibald von Wirsberg verkauft. Auch Georg wurde auf dem Fahrenberg begraben, und sein zerbrochener Schild wurde ihm in das Grab nachgeworfen. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts waren die Waldauer reichbegüterte Besitzer in der Gegend. Mit Jörg von Waldau endete dieser Familienzweig.
Wegen der Nähe des Stammsitzes zum Fränkischen Reichskreis und weil die Familie zum Teil dort ansässig war, wurde das Geschlecht im Mittelalter sowohl zur bayerischen als auch zur fränkischen Ritterschaft gezählt. In Bayern waren zeitweise auch Waldthurn und Pleystein im Besitz bzw. Teilbesitz der Familie. Die Linien in Bayern und Franken sind 1540 (1545) mit dem Tod von Georg Dominus de Waldauw zu Waldau, Pleystein und Waldthurn im Mannesstamm erloschen. Er hinterließ vier Töchter. Die Herrschaft ging als Erbe an die Herren von Wirsberg.
Zahlreiche Angehörige aus den verschiedenen Zweigen der Familie standen als Söldner im Dienst des Deutschen Ordens, so unter anderem der Ritter Hans von Waldau auf Königsbrück und ab 1405 auf Mückenberg (heute Ortsteil von Lauchhammer). Er gehörte der schon im 15. Jahrhundert erloschenen meißnischen Linie an. Ebenfalls aus dieser Linie kam Hannos von Waldaw, der 1409 als Söldner im Dienst des Ordens erscheint. 1410 kam er noch rechtzeitig von Meißen nach Preußen, um an der Schlacht bei Tannenberg (15. Juli) teilnehmen zu können. Hannos wurde während der Kämpfe zusammen mit seinen Gesellen, 14 Spießen und zwei Schützen gefangen genommen.
Heinz von Waldau (Heyncze von Waldaw) kam aus Meißen und gehörte zur Rotte des Jon von Köckritz. Er war auch Schlachtteilnehmer von Tannenberg und wurde später auf der Marienburg belagert. Am 7. Oktober 1410 erhielt er seinen letzten Sold und für drei Wochen Wegzehrung für die Rückreise. Sein Vater, der meißnische Lehnsmann Heinrich von Waldow, führte zusammen mit Christofil von Maltitz eine Fehde gegen die Städte Kamenz und Bautzen.
Heinrich von Waldow (Heynrich Waldaw), aus der schlesischen Linie, war während der Schlacht bei Tannenberg Geselle des Herrn Polke von Kittlitz und gehörte zur Rotte des Nickel von Kottwitz. Am 20. Juli 1410 erhielt er stellvertretend für Herrn Polke den Sold für neun Spieße und zwei Schützen. Sein Bruder Lüthke von Waldow begann seinen Dienst für den Deutschen Ritterorden am 18. Juni 1410 und beendete ihn am 8. Oktober des gleichen Jahres. Er hatte zwei Spieße und einen Schützen in der Rotte des Hans von Stewitz. Lüthke ist wahrscheinlich identisch mit dem 1423 erscheinenden Leucke von Walde, der als Zeuge in einer zu Glogau ausgestellten Urkunde von Herzog Heinrich von Glogau und als Leutke von Walde in einer zu Züllichau ausgestellten Urkunde ebenfalls als Zeuge von Herzog Heinrich erscheint.
Mitte des 14. Jahrhunderts wurden die Waldower in Brandenburg sesshaft. Als erster Angehöriger der Familie wird der Ritter Hentzlinus de Waldow (auch Henfchelino oder Henslyn) am 5. August 1351 in der Markgrafschaft Brandenburg urkundlich erwähnt. Bereits 1344 erscheint er zu Rothenstadt bei Neustadt an der Waldnaab und 1350 als Mitglied des bayerisch-brandenburgischen Heeres. Am 4. Juli 1352 wird er zu Spandau als Marschall von Markgraf Ludwig dem Römer aus dem Haus Wittelsbach in einer Urkunde genannt. In dem Dokument gewährt Markgraf Ludwig zusammen mit seinem Bruder Otto der Stadt Luckow Zollfreiheit nebst den Wassermühlen und allen Mühlen in der Stadt. Mit Hentzlinus beginnt die ununterbrochene Stammreihe des Geschlechts. Nach Kneschke war er auch der Stifter der neumärkischen, pommerschen und mecklenburgischen Linien und wurde später mit der Stadt und der Burg Kunigswalde (Königswalde) in der Neumark von Markgraf Ludwig belehnt.]
Mitte des 15. Jahrhunderts erscheinen die Herren von Waldow aus der neumärkisch-pommerschen Linie als Besitzer der Stadt und Burg Königswalde, der Schlösser Költschen und Gleissen, sowie der Güter und Dörfer Neuköltschen (das spätere Hammer), Osterwalde, Herzogswalde, Arendsdorf, Rauden, Mittenwalde (später Neudorf), Neuwalde und Stubbenhagen. In Pommern waren die Stadt und Burg Bernstein (auch Bärnstein) und die Güter Gottberg und Habusch im Besitz derer von Waldow.
Hans und Caspar von Waldow besaßen Niederschönhausen und Blankenfelde bei Berlin und pfandweise von den Brandenburger Kurfürsten auch die Städte Liebenwalde und Wriezen. Mitte des 15. Jahrhunderts war Hans von Waldow Besitzer der Stadt Königswalde. Im Jahre 1444 überließ Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg selbigen Hans von Waldow die Herrschaft Peitz in der Niederlausitz. Da Peitz Reichsherrschaft war, erwarb Hans dadurch den freiherrlichen Titel, der aber von ihm und seinen Nachkommen nicht geführt wurde.
Der ausgedehnte Grundbesitz wechselte im Laufe der Zeit mehrfach, doch blieben auch alte Güter lange in der Hand der Familie. Noch während des 16. Jahrhunderts erlosch die Lausitzer Zweiglinie. Die früher sehr stark verzweigte schlesische Linie kam nur mit dem Ast zu Schwanowitz im Briegischen in die neuere Zeit. Diese Linie erlosch 1841, mit dem Tod von Carl Bernhard von Waldow.
Im Jahr 1692 verpfändeten die Vormünder des Ernst Friedrich von Buch das Gut Dannenwalde an den mecklenburgischen Kammerrat Adolf Friedrich von Waldow, der 1707 damit belehnt wurde. Das Gut blieb bis zur Enteignung 1945 im Eigentum der Familie; einer der letzten Eigentümer war der preußische Politiker Wilhelm von Waldow.
Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Waldower zu Hammer, Königswalde, Osterwalde und Stubbenhagen im ehemaligen Landkreis Sternberg, zu Fürstenau und Wiesenwerder im Landkreis Arnswalde, zu Mehrenthin und Wolgast im Landkreis Friedeberg in der Neumark, zu Kleinlatzkow im Landkreis Soldin und zu Steinhöfel, Sadelberg und Nöblin im Landkreis Saatzig sowie zu Niederröhrsdorf und Geyersdorf im Landkreis Fraustadt besitzlich.
Ein Familienverband derer von Waldow wurde 1875 gegründet. Es werden alle zwei Jahre Familientage abgehalten. Des Weiteren bestand seit 1885 eine Dannenwalder Stiftung für die Waldowsche Familie.
Das Stammwappen zeigt in Rot schrägrechts ein silbernes Pfeileisen. Auf dem Helm mit rot-silberner Decke ein mit sieben silbernen Straußenfedern besteckter schwarzer Turnierhut.
Das Wappen erscheint bereits 1359 auf einem Siegel, in der Mark Brandenburg 1402.]
Das gemehrte Wappen derer von Waldow und Reitzenstein ist gespalten. Rechts das Stammwappen, links in Rot ein silberner Schrägrechtsbalken (Wappen derer von Reitzenstein). Das Wappen hat zwei Helme mit rot-silbernen Helmdecken, rechts der Stammhelm, auf dem linken ein offener, rechts mit einem silbernen Schräglinksbalken, links mit einem silbernen Schrägrechtsbalken belegter roter Flug.
Quellen: Johann Siebmachers Wappenbuch um 1605. Ingo F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia.