Rantzau (auch Ranzow) ist der Name einer in Schleswig-Holstein beheimateten uradligen Familie mit dem Stammhaus Rantzau bei Plön. Sie tritt urkundlich erstmals 1226 mit dem Ritter Johann Ranzow auf.
Bis zum Ende des Mittelalters wurde sie zu einer der mächtigsten Familien der schleswig-holsteinischen Ritterschaft. Dem älteren Breitenburger Zweig gelang zeitweise (von 1650 bis 1734) mit dem Amt Barmstedt als Grafschaft Rantzau die Aufnahme unter die reichsunmittelbaren Reichsstände.
Das Geschlecht besteht bis heute in den Linien der Grafen zu Rantzau sowie der Herren von Rantzau und ist noch auf einigen Gütern in Schleswig-Holstein, Niedersachsen (Vrestorf) und Dänemark ansässig
Mittelalter bis zur Neuzeit
Der Name Rantzau – bzw. Rantzow oder auch Ranzow oder latinisiert Ranzovia – deutet auf einen wendischen Ursprung hin, er bezeichnete ursprünglich nur den Stammsitz bei Plön. Die Rantzauer Familie selbst ist nicht wendischen Ursprungs, doch nahmen die ersten hier niedergelassenen Ritter, wie zu der Zeit üblich, den Namen ihres Besitzes an. Die Stammreihe des Geschlechtes beginnt mit dem urkundlich 1226 erwähnten Ritter Johann Ranzow, der sich auf Schloss Rantzau bei Plön niederließ. Er diente als Knappe in Diensten Adolfs IV. und wurde um 1235 in den Ritterstand erhoben. Johann von Rantzau war der Begründer der verschiedenen Rantzauer Linien, die in den folgenden Jahrhunderten für die Geschichte Schleswig-Holsteins prägend wurden.
Die Rantzau werden zu den Equites Originarii, den uradeligen Familien Schleswig-Holsteins, gezählt und bis zum Ende des Mittelalters wurden sie zu einer der mächtigsten Familien der Schleswig-Holsteinischen Ritterschaft. Mit Beginn der Neuzeit und dem einhergehenden Strukturwandel von der Grundherrschaft zur Gutsherrschaft gehörten ihnen zeitweise bis zu 71 Güter in den Herzogtümern, die in großer wirtschaftlicher Blüte standen. Insbesondere unter Heinrich Rantzau wurde auch die Kultur gefördert, so dass diese Epoche gelegentlich auch das Goldene Rantzauische Zeitalter genannt wird. Viele der heute noch existierenden Herrenhäuser des Landes, wie zum Beispiel Ahrensburg (um 1585), Breitenburg (in Teilen ab 1565, der Hauptbau Ende 19. Jh.), Nütschau (ab 1577) oder Panker (um 1650), gehen auf Rantzau'sche Baumaßnahmen zurück. Die Rantzaus waren auch politisch bedeutend, so stellten sie zahlreiche der Statthalter des dänischen Königs und waren dadurch unmittelbar an der Regierung der Herzogtümer beteiligt.
Ein Zweig wurde in Mecklenburg ansässig. Der Oberstallmeister Franz Friedrich Melchior von Rantzau (1756–1831) auf Neese erhielt 1789 das mecklenburgische Indigenat.
In der Schlacht bei Hemmingstedt am 17. Februar 1500 gegen die Dithmarscher Bauern fielen neben zahlreichen anderen Holsteiner Rittern fünf Rantzaus, wie es auch Theodor Fontane in seiner Ballade besingt.
Die Reichsgrafen zu Rantzau
Die reichsgräfliche Linie wurde durch Christian zu Rantzau begründet, der dem Breitenburger Familienzweig entstammte, welcher mehrere königlich-dänische Statthalter Schleswig-Holsteins stellte. Zu Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde Christian Rantzau 1648 selbst mit dieser Position betraut. 1649 konnte er den Gottorfer Herzog Friedrich III. zu einem Verkauf des dänischen Amtes Barmstedt (im südlichen Schleswig-Holstein, rund um die heutige Stadt Barmstedt) bewegen, das nur wenige Kilometer südlich seines Stammsitzes Breitenburg lag. Barmstedt hatte als Teil der 1640 aufgelösten Grafschaft Holstein-Pinneberg den Status eines dänischen Amtes; es war keine traditionelle Herrschaftzei. Die Kaufsumme betrug 101.000 Reichstaler, zudem wurde das Stammgut Rantzau nebst einigen kleineren Besitzungen getauscht.
Christian Rantzau bestimmte die alte Wasserburg auf der Barmstedter Schlossinsel zur neuen Residenz. Im selben Jahr reiste er mit großem Gefolge nach Wien an den kaiserlichen Hof, wo er als Gesandter des dänischen Königreichs auftrat. Dort erreichte er alsbald die Ernennung zum kaiserlichen Kammerherrn und konnte – mittels großzügiger Subsidien – im Herbst des Jahres 1650 bei Kaiser Ferdinand III. seine Ernennung zum Grafen (mit Verleihung des Kleinen Palatinats) erwirken. Das Amt Barmstedt wurde im Diplom zum reichsunmittelbaren ("freien") Territorium erklärt, obwohl es bisher keine Herrschaft, sondern lediglich ein dänisches Amt gewesen war. Die Grafschaft wurde verspätet 1662 in den Niedersächsischen Reichskreis aufgenommen, als der neuernannte Graf zu Rantzau 1653 zum De-facto-Reichsgrafen gemacht worden war.
Christian Rantzau, der wegen seiner zahlreichen Ämter häufig auf Reisen war, hielt sich nur selten in Barmstedt auf. 1655 konnte er das Stammgut Rantzau bei Plön zurück erwerben.
Ihm folgte in der Reichsgrafschaft sein Sohn Detlef 1663–1697, ebenfalls Statthalter im königlichen Anteil Schleswig-Holsteins, und darauf dessen Söhne Christian Detlef 1697–1721 und Wilhelm Adolf, der auf den Verdacht des Brudermordes hin 1722 verhaftet, von einem dänischen Gerichtshof 1726 verurteilt wurde und 1734 in der norwegischen Festung Akershus kinderlos starb. Seine Besitzungen wurden von der dänischen Krone eingezogen. Vor allem wurde 1726 das Territorium, das ja inzwischen reichs-ständische Rechte erworben hatte, nach geheimen Erbverträgen mit der dänischen Krone "in Ermangelung männlicher Erben" wie ein gewöhnliches dänisches Lehen als heimgefallen betrachtet und widerrechtlich eingezogen. Daran ließ sich schon ablesen, dass man Wilhelm Adolf keineswegs begnadigen wollte. Seine einzige Schwester erhielt nach einem kostspieligen Prozess nur die Herrschaft Breitenburg, die sich zwei Generationen später auf eine andere Linie des Hauses Rantzau vererbte. Ein Prozess, den die Rantzauschen Cognaten beim Reichskammergericht anstrengten, wurde nie entschieden.
Zum Ausgleich für die Liquidierung der Reichsgrafschaft 1726 durch die dänische Krone gewährte der Kaiser jedoch einigen Rantzau anderer Zweige 1728 den Grafentitel, ohne Reichsstandschaft.
Das Stammwappen ist von Silber und Rot gespalten. Auf dem Helm mit rot-silberner Decke ein silbernes und ein rotes Stierhorn.
Quellen: Siebmachers Wappenbuch von 1605. O. Hupp, Münchener Kalender von 1903. Ingo F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia.