Pappenheim ist der Name eines alten fränkisch-schwäbischen Adelsgeschlechts des Hochadels, das seinen Stammsitz im gleichnamigen Ort Pappenheim bzw. auf der Burg Pappenheim an der Altmühl hatte. Das Geschlecht übte von etwa 1100 bis 1806 das Amt des Reichserbmarschalls (Vicemarescallus) in Stellvertretung des Kurfürsten von Sachsen als Erzmarschall des Heiligen Römischen Reiches aus. Das Geschlecht ist nicht zu verwechseln mit den Rabe von Pappenheim aus Westfalen. Als Stammvater gilt der Ministeriale Heinrich Haupt (Henricus Caput), ein Gefolgsmann des Kaisers Heinrich V., der im Jahre 1111 erstmals urkundlich erscheint. Möglicherweise war er ein Sohn oder Bruder des beim Kreuzzug von 1101 erwähnten Konrad, Marschall König Heinrichs IV.
Ein Henricus de Pappenheim wird 1138 bis 1147 in Urkunden genannt, 1141 als Marschall. Haupts Nachfolger Heinrich II. nahm unter dem ersten Staufer Konrad III. als Marschall am Zweiten Kreuzzug (1147/49) teil. Heinrich könnte es auch gewesen sein, der mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Zweiten Italienzug (1158/62) bestritt. Auch am Vierten Italienzug (1166/68) nahm er teil und überstand die Seuchenkatastrophe. Im Amt war er noch von 1168 bis 1173. Marschall Heinrich III. (auch Haupt II. genannt, da er mit dem Beinamen Testa erwähnt wird, * um 1137) war 1174 Berater Barbarossas und wurde unter dessen Sohn, Kaiser Heinrich VI. Marschall und Legat. Er scheiterte zusammen mit dem Kaiser bei der Belagerung Neapels (1191) und starb vermutlich 1191 in Montecassino. Heinrich von Kalden (* vor 1175; † nach 1214), ab 1191 Reichshofmarschall Kaiser Heinrichs VI., war vermutlich ein Sohn von Heinrich III. Testa. Der Sippenname variiert also zunächst zwischen Caput, Testa (beides lat. für Haupt) oder cum Caputae (mit dem Haupte), was sich auf das Wappensymbol des mit einem Stirnreif gekrönten Imperatorenkopfes bezieht, den die Familie im Siegel führte und der, zum Mohr gewandelt, ihre Helmzier und später auch Stadtwappen von Pappenheim wurde. Die frühen Familienangehörigen wurden immer als Marschall bezeichnet, sie trugen aber auch den Namen Kalendin oder Kalden. Der Familiensitz, die Burg Pappenheim, wurde im Mittelalter „Burg Kalteneck“ genannt.
Das Reichsmarschallamt, eines der Erbämter des Heiligen Römischen Reichs, besaß die Familie also vermutlich ab etwa 1100, urkundlich mit dem Namen Pappenheim verbunden seit 1141. Ein weiterer Heinrich von Pappenheim nannte sich im Jahre 1263 Marschall von Gottes Gnaden des kaiserlichen Hofes und des Herzogtums Schwaben. Seit 1420 führten sie den Titel Reichserbmarschall. Ihre Funktion trat bei der Kaiserwahl und Kaiserkrönung sowie den Reichstagen hervor. Unterstützt wurden sie dabei von dem Reichsquartiermeister. Außerdem wurde ihnen das Amt eines Reichsforst- und Jägermeisters im Nordgau übertragen. Nachdem sich die Grafen Pappenheim in mehrere Linien geteilt hatten, blieb die Verwaltung des Untermarschallamts seit 1473 immer beim in Pappenheim residierenden Senior. Diese Linie durfte sich (seit 1574) „zu Pappenheim“ nennen, alle anderen nur „von Pappenheim“. Im Kloster Pappenheim befindet sich eine umfangreiche Grablege der Familie.
Die Nachkommen dieser Familie tragen bis heute den Namen Grafen zu Pappenheim und sind in Bayern, der Schweiz und Österreich heimisch. Der Besitz des Stammsitzes Pappenheim ging nach dem Tod des Familienoberhauptes Ludwig Graf zu Pappenheim, mit dem die Hauptlinie 1960 im Mannesstamm erloschen ist, im Erbweg an dessen Tochter Ursula Gräfin zu Pappenheim. Aus ihrer Ehe mit Gert Graf von der Recke von Volmerstein ging eine Tochter Iniga hervor, die mit Albrecht Graf von Egloffstein verheiratet ist. Egloffstein ist inzwischen der Geschäftsführer der Gräflich Pappenheim’schen Güterverwaltung. Die letzte Namensträgerin im Hauptstamm war die 1924 geborene Beatrix Gräfin zu Pappenheim Freifrau von Süsskind, die auf Schloss Dennenlohe in Mittelfranken lebte und 2021 verstarb.Bis heute gibt es noch zwei jüngere Linien: die auf den Grafen Alexander zurückgehende, bis 1945 in (Ungarn) ansässige katholische II. Linie und die auf Graf Maximilian zurückgehende, bis 1968 in Gundelsheim ansässige, evangelische III. Linie.
Das Stammwappen zeigt drei Reihen blau-silberner Eisenhüte (Pelzwerk oder Eisenhutfeh), auf dem Helm der Rumpf einer goldbekrönten und goldbekleideten Mohrin (auch weißbekleidet) mit zwei goldenen Zöpfen. Die Helmdecken sind bei Siebmacher, dem Scheiblerschen- oder Konrad Grünbergs Wappenbuch gelb-schwarz, sie werden aber auch als blau-weiß (siehe Hupp) angegeben.
Im Laufe der Zeit gelangten Wappenbesserungen an die Familie. Bei Siebmacher ist das Wappen geviert, 1 und 4 von Schwarz und Silber geteilt, mit gekreuzten roten Schwertern (Wappen des Erbmarschalls), 2 und 3 das Stammwappen. Auf dem rechten Helm mit schwarz-silbernen Helmdecken, zwei wie in Feld 1 und 4 beschriebene gekreuzte Fahnen, links der Stammhelm.
Quellen: Scheiblersche Wappenbuch (1450-1480). Ingo F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988. O. Hupp, Münchener Kalender von 1898. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia und Heraldik-Wiki.