Maltzan oder Maltzahn, in älterer Zeit Moltzan oder Moltzahn, ist der Name eines uradeligen Geschlechts aus Mecklenburg und Vorpommern, das mit Bernhardus de Mulsan als Schiedsrichter im Isfriedschen Teilungsvertrag von 1194 erstmals urkundlich erscheint und deren Angehörige im Ratzeburger Zehntregister vielfach als Lehnsmänner des Ratzeburger Bischofs erwähnt werden. Die Stammreihe beginnt mit Ludolf Moltzan, der als Burgmann zu Gadebusch in den Jahren 1256 bis 1283 genannt wird.
Die älteren Familienmitglieder werden als Moltzan genannt. Joachim von Maltzahn (1492–1556) aus dem Stamm Penzlin änderte den Namen in Maltzan. Die Angehörigen des Stammes Sarow schreiben sich dagegen Maltzahn.
Die Maltza(h)n zählen zum mecklenburgisch vorpommerschen Uradel. Gemäß älteren Werken zur Familiengeschichte soll die Familie aus der Gegend um Ratzeburg stammen, wo ab 1246 auch der Ort Molzahn belegt ist. Der erste urkundlich genannte Vorfahre ist Bernhardus de Mulsan, ein bischöflich ratzeburgischer Lehensträger im Jahr 1194. Bernhard und seine Nachkommen erwarben neben Besitztümern bei Ratzeburg auch Lehen der Fürsten (und ab 1348) Herzöge von Mecklenburg bei Gadebusch. Ein Johannes de Multzyan war Burgmann in Gadebusch und erscheint um 1230 unter den Zeugen des mecklenburgischen Fürsten Johann I. und wurde von diesem nach der Eroberung der Vogteiburg zu Kummerow dort als Vogt eingesetzt. Nach dem Vergleich von Mecklenburg und Pommern von 1240 blieb Johann dort Vogt und wurde damit auch Vasall der Herzöge von Pommern. Die Moltzan blieben Vögte zu Kummerow bis 1320.
Von 1256 bis 1283 wird ein Ludolfus de Moltshane als Zeuge der mecklenburgischen Fürsten und ihrer Nebenlinie, der Fürsten von Werle genannt. Dieser Ludolf ist der älteste sichere Ahne der Stammreihe der Familie. Seine Nachkommen waren teils auch Vasallen der Bischöfe von Schwerin und erhielten als bischöfliche Burgmannen zu Bützow weitere Lehen, darunter Kurzen Trechow (um 1350 bis 1641) und Langen Trechow. Über weiteren Besitz in Rothenmoor (1372 bis 1877) und dem benachbarten Tribeschendorf sowie auf Schorssow (1400 bis 1545) spaltete sich die Familie, ausgehend von den Brüdern Bernhard (erwähnt 1293 bis 1318), Friedrich und Ulrich, in verschiedene Stämme auf, von denen jedoch zwei Stämme bereits im 15. Jahrhundert wieder erloschen. Die heute lebenden Angehörigen der Familie sind Nachkommen des Bernhard.
Bernhards Sohn Ludolf († 1341) erbte um 1330 von seinem Schwiegervater Henning von Winterfeld, dem Marschall von Pommern-Stettin, unter anderem neben Burg Wolde auch Burg Osten an der Tollense mit den Dörfern Schmarsow, Vanselow, Roidin und Teusin. Damit verbunden war das Erblandmarschallsamt im Herzogtum Pommern-Stettin. Ludolfs Söhne Bernhard (erw. 1341 bis 1393), Heinrich (erw. 1341 bis 1359) und Ulrich (erw. 1341 bis 1391) teilten das Erbe des Vaters. Bernhard erhielt die Hälfte von Osten sowie die Vogtei in Loitz und begründete den Stamm Osten-Kummerow, der mit Bernhards Ururenkel Hartwig im Jahr 1482 auch wieder die Vogtei in Kummerow als Lehen erhielt. Heinrich erhielt die andere Hälfte von Osten und die Hälfte von Grubenhagen mit Schloss- und Kirch-Grubenhagen, Großenluckow, Kleinluckow, Steinhagen und Barz. Seine Nachfahren erhielten 1414 von den Fürsten von Werle die Vogtei Penzlin sowie 1428 von Kasimir V. von Pommern-Stettin die Burg Wolde mit Gütern, woraus sich der Stamm Penzlin entwickelte. Der dritte Bruder Ulrich erhielt die andere Hälfte der Besitztümer in Grubenhagen und begründete den (heute erloschenen) Stamm Grubenhagen, der in Trechow, Rothenmoor und Schorssow begütert war und das Amt des Erblandmarschalls der Herrschaft Werle innehatte.
Im Einschreibebuch des Klosters Dobbertin von 1696–1918 befinden sich 82 Eintragungen von Töchtern der Familien von Moltzahn und von Maltzan sowie Baronessen und Gräfinnen zur Aufnahme in das dortige adlige Damenstift.
Die neueste Familiengeschichte (1979) unterscheidet für die Maltza(h)ns knapp 60 Stämme, Linien, Äste, Unteräste, Zweige und Häuser, letztere teilweise in älteren und jüngeren Stammfolgen unter demselben Namen.
Die Grubenhagener tauschten mit den Wolde-Penzliner Moltzans die Hälfte von Grubenhagen gegen Schorssow ein und erwarben mehrere Dörfer zwischen Teterow und Waren, deren Ländereien von Ulrich Moltzan († 1572) zum Rittergut Ulrichshusen vereinigt wurden. Der letzte Nachkomme des Stammes war Cord Moltzan, der 1815 bei einem Duell zu Tode kam. Der größte Teil des Besitzes kam an die Linie Wartenberg-Militsch in Schlesien, die die Güter dann größtenteils verkaufte.
Auch der Penzliner Stamm (Maltzan) konnte seine Besitztümer unter den Brüdern Lüdeke († 1529) und Bernd von Moltzan († 1525) rasch mehren. Lüdeke erwarb Schloss Sarow mit zugehörigen Gütern und wurde außerdem mit dem Rittersitz in Neverin belehnt. Bernd dagegen verlor 1501 zunächst die Burg Wolde, wurde dann jedoch mit Burg und Stadt Penzlin belehnt und erwarb einen Teil der Herrschaft Prillwitz. Bernds Sohn Joachim (1492–1556) war in höchsten militärischen und diplomatischen Diensten des Herzogs von Mailand, des Königs Franz, des französischen Königs und des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg tätig und erwarb 1523 zusammen mit seinem Bruder Georg (1501–1562) die Standesherrschaft Wartenberg in Schlesien. Joachim war auch derjenige, der den Namen von Moltzan in Maltzan änderte. 1530 erhob Kaiser Karl V. auf dem Reichstag in Augsburg die Brüder Joachim von Maltzan, Herr der Standesherrschaft Wartenberg in Schlesien, Kaiserlicher Rat und Generalfeldhauptmann, und Georg von Maltzan, Herzoglich mecklenburgischer Rat, in den böhmischen Freiherrnstand und wenig später als Freiherrn zu Wartenberg und Penzlin in den Reichsfreiherrnstand. Joachim begründete die Linie Wartenberg-Militsch, Georg begründete die Linie Penzlin.
Die von Georg (1501–1562) begründete Linie verarmte durch Besitzteilungen und die Verwüstungen während des Dreißigjährigen Krieges und starb 1775 aus.
Ab 1591 bis 1945 war die Freie Standesherrschaft Militsch in Niederschlesien (mit zuletzt zwölf Gütern) im Besitz der Maltzan. 1694 empfingen die Brüder Joachim Wilhelm und Nicolaus Andreas Maltzan, Freiherrn zu Wartenberg und Penzlin, in Wien den böhmischen Grafenstand.
1702 erwarb Hans Heinrich Maltzan auf Neuschloß in Schlesien (1640–1706) von seinem Penzliner Vetter das Lehens- und Reluitionsrecht an den Penzliner Gütern. 1774 wurde den Maltzans das preußische Erboberlandeskämmereramt des Herzogtums Schlesien verliehen (1852 erneuert). Joachim Andreas Graf Maltzan auf Militsch war Träger des hohen Ordens vom Schwarzen Adler. 1805 erhielt Ferdinand von Maltzan infolge eines Erbvergleichs mit seinen beiden Brüdern Friedrich und Adolph die Güter Penzlin, Werder, Bauhof und Neuhof, Krukow, Mallin, Rehse und Wustrow, aus denen er ein Familienfideikommiss stiftete. Das Gut Großen Luckow befand sich von 1417 bis 1945 im Besitz verschiedener Linien der Maltzahn und zuletzt der Maltzan.
1833 erfolgte eine preußische Namen- und Wappenvereinigung mit denen der Grafen von Wedell als Grafen von Maltzan-Wedell.
Der von Bernhard (erw. 1341 bis 1393) begründete Stamm Sarow (Maltzahn) teilte sich bald in eine Linie auf Osten-Kummerow und eine Linie auf dem zu Pommern gehörenden Sarow, das im Jahr 1516 mit anderen Gütern zunächst als Pfand von den Voß an Joachim von Maltzahn kam, was bald eine Fehde zwischen beiden Familien auslöste. Durch langwierige und kostspielige Prozesse war die Linie auf Sarow dann gezwungen, einen Teil ihrer Güter zeitweise an die Maltzahn'sche Linie in Osten-Kummerow zu verpfänden. Ludolfs Urenkel Albrecht Joachim (1611–1676) gelang es jedoch, die verpfändeten Güter wieder einzulösen. Er erhielt 1646 auch wieder den von Bernd um 1500 verlorenen pommerschen Teil von Wolde zu Lehen. Albrecht Joachims Sohn Hans Jakob (1650–1729) löste schließlich auch die von der 1690 erloschenen Linie Osten-Kummerow verpfändeten Güter wieder ein. 1854 erfolgte die mecklenburg-schwerinsche Anerkennung des Freiherrnstandes für Landrat Friedrich Freiherr von Maltzan auf Rothenmoor.
Bedeutende Besitze und Schlossbauten der Maltzahn waren Rottmannshagen (1482–1862) und Zettemin sowie Wolde. Sie bildeten mit Duckow und anderen Maltzahn'schen Besitzungen in der Umgebung jahrhundertelang eine pommersche Exklave in Mecklenburg, dei säben Dörper genannt. Erst 1937 wurde diese Exklave aufgelöst, und die Orte wechselten vom Kreis Demmin in den mecklenburgischen Kreis Malchin. Wolde lag genau auf der Grenze zwischen Mecklenburg und Pommern, beide Herzöge beanspruchten die Oberhoheit und wurden von den Maltzahns und den auf sie folgenden Besitzerfamilien gegeneinander ausgespielt, bis der Ort 1873 geteilt wurde.
Mit dem Aussterben der verschwägerten Grafen von Plessen erbten die Sarower Maltzahn 1761 das Gut Ivenack sowie weitere Güter und es erfolgte eine Namens- und Wappenvereinigung für Helmuth Freiherr von Maltzahn († 1797), Majoratsherr auf Ivenack, vererblich auf den jeweiligen Besitzer des Majorats Ivenack als „Freiherr von Maltzahn Graf von Plessen“ (als Erstgeburtstitel im Mannesstamm, die übrigen Nachfahren führten weiter den Namen Freiherr/Freiin von Maltzahn). Aus der Ivenacker Erbschaft konnten mehrere Angehörige des Stammes mit eigenen Gütern ausgestattet werden.
Durch die Bodenreform 1945 wurden die Maltza(h)n enteignet und von ihren Besitzungen in Mecklenburg und Vorpommern vertrieben. Nach der Wiedervereinigung 1990 gelang es einigen Familienzweigen, wieder landwirtschaftliche Betriebe in der alten Heimat einzurichten, u. a. in Ulrichshusen, Vanselow, Moltzow, Pinnow, Grubenhagen, Krümmel, Gützkow. Auch Rothenmoor soll durch den Bau von Ferienhäusern und eine Restaurierung des Gutshauses wieder belebt werden.
Das Stammwappen (siehe Rittergrafik) ist von Blau und Gold gespalten. Vorne zwei abgerissene goldene Hasenköpfe übereinander. Hinten am Spalt ein entwurzelter roter Weinstock mit einer Traube zwischen zwei Blättern. Auf dem Helm mit blau-goldener Decke (später auch rechts blau-goldenen und links rot-goldene Deckenvariante) ein goldenes fächerartiges Schirmbrett (Waehle) - später 7 goldene Pfähle - vor einem natürlichen Pfauenwedel. Die Wappengrafik mit dem gesteppten Helmüberzug unter der Helmdecke ist der Abbildung auf der Grabplatte der Ritter Heinrich († 1341) und Ludolf († 1331) Maltzahn in der Klosterkirche zu Dargun entlehnt.
Quellen: O. Hupp, Münchener Kalender 1902. Grabplatte (Mitte 14. Jahrhundert) der Ritter Heinrich und Ludolf von Maltzahn im Kloster Dargun. J. Siebmachers Wappenbuch 1701-1705, Faksimile-Nachdruck von 1975, Battenberg Verlag, München. Ingo F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia.