Die Münchhausen sind ein ursprünglich im Gebiet des heutigen Niedersachsens, später auch Sachsen-Anhalts, beheimatetes, 1183 erstmals urkundlich erwähntes Adelsgeschlecht. Das Stammhaus lag in der wüst gefallenen Siedlung Munichehausen bei Rehburg im ehemaligen Fürstentum Calenberg. Das Geschlecht erscheint erstmals urkundlich 1183 mit dominus Rembertus, pater Gyselheri de Monechusen, mit dem auch die Stammreihe beginnt. Der namensgebende Stammsitz lag in der wüst gefallenen Siedlung Munichehausen auf dem Haarberg zwischen den heutigen Orten Rehburg und Winzlar nahe dem Westufer des Steinhuder Meers.
Nach der Urkunde von 1183 hat offenbar Giselher, Sohn des Rembert, als erster seinen Wohnsitz in Monechusen (Munichehausen) genommen und sich nach diesem Ort benannt. 1163 war das nahe gelegene Zisterzienserkloster Loccum vom Grafen Wilbrand I. von Loccum-Hallermund gegründet worden. Es erscheint daher möglich, dass etwa gleichzeitig ein Festes Haus mit entsprechender Wachmannschaft zum Schutz der Mönche eingerichtet wurde und dass entweder der Klosterstifter oder der Bischof von Minden den genannten Giselher dort als Ministerialen eingesetzt hat. Treuer vermutet in seiner Geschlechtshistorie von 1740 jedoch, dass der Ort bereits von einem älteren Mönchshof seinen Namen herleite, den ein Mindener Kloster schon zuvor gegründet und mit Mönchen besetzt habe. Dass auch in späteren Generationen keine Lehnserneuerungen für den Stammsitz nachgewiesen sind, spricht dafür, dass es sich von Anfang an um Allodialbesitz handelte.
Schon Gottlieb Samuel Treuer, der 1740 einen Stammbaum des Geschlechts entwarf, weist einen Zusammenhang mit einem im Stift Corvey bereits 889 erwähnten Ort und Geschlecht von Münchhausen als spekulativ zurück. Lenthe/Mahrenholtz halten jedoch eine Abstammungsgemeinschaft mit den edelfreien Herren von Slon, von Vornholte und von Hademstorf aus der südlichen Lüneburger Heide für sehr wahrscheinlich, da in diesen (später erloschenen) Familien die drei Leitnamen Rembert, Justatius und Giselher seit 1127 urkundlich bezeugt sind, die exakt den Namen der ersten fünf Generationen der Münchhausens entsprechen. Sowohl Rembert II., Sohn des ersterwähnten Giselher, als auch dessen Söhne Giselher II. und Justacius I. (die beiden Begründer der weißen und schwarzen Linien) waren um 1260–1297 Burgmänner und Vögte auf der nahe dem Stammsitz gelegenen Wasserburg Sachsenhagen, die um 1250 der Askanier Albrecht I., Herzog von Sachsen, hatte erbauen lassen.
Die „Villa Monickhusen“ wird 1335 zum letzten Mal als bewohnte Siedlung erwähnt; entweder durch kriegerische Zerstörungen oder eine Flut oder die Pest von 1348/49 wurde sie bald darauf wüst. Die Eigenkirche der Burgherren blieb jedoch noch eine Weile bestehen, da 1386 Heiniko von Münchhausen ihr einige Grundstücke aus dem Gutsland seines Honhove (hohen Hofs) daselbst zu ihrem Unterhalt schenkte. 1555 war die Kirche in Verfall geraten, als Clamor von Münchhausen dieselben Ländereien nunmehr dem ersten evangelischen Pfarrer von Rehburg zuwies. Ferner errichtete Clamor 1545 – angeblich unter Verwendung von Steinen der Burg- und Kirchenruinen Münchhausen – auf den zugehörigen Ländereien eine Wasserburg in Brokeloh, wo er sich an schwer zugänglicher Stelle im Moor vor den Gefahren eines Kriegszugs sicher fühlte. Sein Sohn Erich-Hans vollendete das Gebäude um 1600, geriet jedoch schon zwei Jahre später in Konkurs und musste den Besitz verkaufen, ebenso wie den seit 1269 für die Familie nachgewiesenen Lehnsbesitz in Nordsehl und Lüdersfeld bei Stadthagen
Bereits Mitte des 13. Jahrhunderts hatte sich das Geschlecht in eine schwarze und eine weiße Linie geteilt, die beide bis heute bestehen. Im hohen und späten Mittelalter stellten die Münchhausen Burgmannen, die in schaumburgischen Städten und Flecken zur Verwaltung gräflicher Festungen Burgmannshöfe bewohnten, von denen diejenigen in Lauenau – mit dem zugehörigen Apelern – (seit 1377) und Stolzenau (seit 1378) bis heute im Familienbesitz blieben. Ab dem 14. Jahrhundert wurden Amts- und Drostenstellen besetzt sowie landesherrliche Pfandgüter erworben, so etwa die Burg Rehburg (1387–1586), die Burg Aerzen (1508 – Ende 17. Jahrhundert), das Schloss Grohnde oder der Amtshof in Steyerberg (1549–1766), die aber meist nach einigen Generationen durch Einlösung wieder zurückfielen.
Im 16. Jahrhundert gelang der Familie ein großer materieller Aufschwung durch einige erfolgreiche Söldnerführer, also selbständige Militärunternehmer, die den Heeren ihrer fürstlichen Auftraggeber gegen feste Summen vertraglich vereinbarte Kontingente an Kriegsvolk zuführten, insbesondere Hilmar von Münchhausen (1512–1573), der seine Brüder und Vettern hierzu mit heranzog. Durch reichen Sold und Kriegsbeute war er bald in der Lage, einen Besitz nach dem anderen, teils als Lehen, teils als Pfandschaft, zu erwerben, womit er den Grundstock für den bedeutenden Reichtum seiner Nachfahren legte. Einige der Besitze statteten er sowie seine Söhne, Hilmar der Jüngere und Statius, mit prachtvollen, bis heute kulturhistorisch bedeutenden Schlössern der Weserrenaissance aus, so Schwöbber, Bevern, Wendlinghausen und Leitzkau, während die Vettern aus der weißen Linie Apelern, den Münchhausenhof in Hessisch Oldendorf, das Rittergut Remeringhausen und Schloss Schwedesdorf in Lauenau errichteten.
Durch Hilmars Erwerb des ehemaligen Prämonstratenser-Chorherrenstifts Leitzkau bei Magdeburg 1564 bildete die Familie bald – neben ihrer angestammten Heimat im Schaumburger Land sowie im südlich angrenzenden Weserbergland – einen zweiten Schwerpunkt an der Elbe, wobei sich in Leitzkau die 1679 gebildeten Linien „Althaus“ mit Hobeck und „Neuhaus“ den Besitz aufteilten. Heiraten führten zur Verwandtschaft mit schlossgesessenen Familien Brandenburgs, Sachsens und Thüringens wie den Bismarck, Quitzow, Selmnitz, Schulenburg usw., was auch zur Besitzerweiterung durch Erbschaften oder Ankäufe führte (1686 Steinburg, 1706 Straußfurt – wo der hannoversche Premierminister Gerlach Adolph von Münchhausen noch einmal einen großen Schlossbau unternahm –, 1720 Gut Eulenfeld bei Eilenburg, 1730 Herrengosserstedt, 1786 Ingersleben). In Niedersachsen erwarb die schwarze Linie 1764 das Gut Bettensen, die weiße 1739 Moringen, 1769 Hedwigsburg und 1776 Groß Vahlberg. Im 19. Jahrhundert kamen noch Niederschwedeldorf und Eisersdorf in der schlesischen Grafschaft Glatz], Windischleuba (in Thüringen), im frühen 20. Jahrhundert durch Einheirat Gut Rosenkrantz bei Kiel (Schleswig-Holstein), Nausitz (Thüringen) und Schloss Vitzenburg (Sachsen-Anhalt) hinzu.
1945 gingen die mittel- und ostdeutschen Besitze durch die Bodenreform verloren; von den niedersächsischen Besitzungen gingen im 20. Jahrhundert einige durch Erbschaften (Remeringhausen, Nienfeld, Moringen, Parensen, Rinteln) oder Verkäufe (Schwöbber, Hessisch Oldendorf) aus der Familie, während sechs Güter bis heute im Mannesstamm der Familie gehalten werden konnten. In einigen Fällen gelang es zudem nach der Wiedervereinigung Teile des enteigneten Besitzes zurückzukaufen. So gehören der Familie u. a. wieder Teile der ehemaligen forstwirtschaftlichen Flächen von Schloss Vitzenburg sowie der zugehörige Weinberg samt barockem Pavillon und von Herrengosserstedt. Die Bemühungen, Flächen von Schloss Leitzkau zurückzuerlangen, scheiterten letztendlich. Allerdings konnten Flächen eines Nachbargutes gekauft werden, welche bis heute von der Familie (Gut Rosenkrantz) bewirtschaftet werden. Eine Münchhausen’sche Familiengruft befindet sich im Kloster Kemnade, in der auch das Grab des Hieronymus Carl Friedrich (1720–1797) liegt, eine weitere als Anbau an der Kirche Apelern.
Die Vertreter der schwarzen Linie bekleideten 1433–1618 das Amt des Erbmarschalls des Fürstentums Minden. Im Gegensatz zur innerfamiliär verbreiteten Annahme, dass die Herrschaft Leitzkau zu freiem (nicht lehnsgebundenem) Eigentum durch Hilmar von Münchhausen 1564 erworben wurde und deshalb seine Nachkommen verschiedentlich den Freiherrentitel führten, ohne dass es zu einer förmlichen Erhebung in den Reichsfreiherrenstand kam, belegen zahlreiche kurbrandenburgische und preußische Lehnbriefe, dass es sich bei Leitzkau um ein Lehngut handelte. Erst 1717 wurde es wie alle anderen Lehngüter der Mark Brandenburg auf Weisung des Königs Friedrich Wilhelm I. ein Allodialgut, von dem aber vier Lehnpferde gestellt bzw. als Äquivalent jährlich 160 Taler Lehngelder an die Zauchische Kreiskasse gezahlt werden mussten. Den meisten Linien des Hauses wurde im 19. Jahrhundert der seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert von einigen Familienmitgliedern eigenmächtig geführte Freiherrentitel durch Reskripte des königlich-preußischen Heroldsamtes (von 1861, 1888 und 1898) bestätigt.
Das Stammwappen der späteren Freiherren zeigt in Gold einen schreitenden, halbrechts gewandten Zisterzienser-Mönch in weißer Kutte mit schwarzem Skapulier, in der Rechten einen roten Krummstab, in der Linken einen roten Buchbeutel haltend. Auf dem Helm mit schwarz-gelber Decke der Mönch. Dessen Kleidung weist je nach Linie unterschiedliche Tinkturen auf.
Quellen: O. Hupp, Münchener Kalender von 1915. Siebmachers Wappenbuch, 1605. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia. Ingo F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988.