Lützow (früher auch Lützau) ist der Name eines alten mecklenburgischen Adelsgeschlechts mit gleichnamigem Stammhaus (heute Dreilützow, Ortsteil der Gemeinde Wittendörp im Amt Wittenburg des Landkreises Ludwigslust-Parchim (Mecklenburg-Vorpommern), nordöstlich der Ortslage der Stadt Wittenburg), das in zwei Linien – Mecklenburg/Preußen und Österreich/Böhmen – geteilt ist.
Die mecklenburgisch-preußischen Lützow haben ihr Stammhaus in Dreilützow (heute Ortsteil von Wittendörp bei Wittenburg) und werden urkundlich am 5. November 1287 mit Dominus Johannes de Lutzowe (1287/1316) erstmals erwähnt, mit dem auch die direkte Stammreihe beginnt.[1] In der Erbteilung seiner Söhne fiel das Gut Dreilützow an den jüngsten Sohn Burkhard Lützow (1312/1348), der wie sein Vater zuvor bei den Grafen von Schwerin als landesherrlicher Rat fungierte. Nachdem die Grafschaft Schwerin 1358 an Mecklenburg gelangte, gingen aus diesem Familienzweig mit Burkhard Lützow (1348/1391) und dem Schweriner Amtmann Gumbrecht Lützow (1389/1419) noch zwei herzogliche Räte hervor, verlor danach aber wegen zu geringer Begüterung an landespolitischer Bedeutung.
Zu den alten Besitzungen der Familie zählte ferner das in der Grafschaft Schwerin gelegene Gut Pritzier, welches der mittlere Sohn Johann Lützow (1312/1348) in der Erbteilung erhielt. Außerdem besaß dieser Familienzweig das benachbarte Gut Schwechow. Die landespolitische Bedeutung dieses Familienzweigs war im Spätmittelalter gering, landesherrliche Räte gingen aus ihm überhaupt nicht hervor.
Im Gegensatz zu seinen in der Grafschaft Schwerin verbliebenen Brüdern erhielt des Stammvaters ältester Sohn Wichbert Lützow (1305/1336) die bei Gadebusch in der benachbarten Herrschaft Mecklenburg gelegenen Besitzungen, darunter das Gut Groß Salitz, welches vom Beginn des 14. Jahrhunderts bis 1945 im Besitz der Familie war. Das dortige Gutshaus stammt aus dem 18. Jahrhundert, mit Anbau von 1936. Als Hofmarschall Heinrichs II. von Mecklenburg gehörte Wichbert Lützow zum engsten Kreis dieses aufstrebenden Landesherrn. Außerdem fungierte er als einer von dessen Kriegsunternehmern und erwarb als Lohn für seine Dienste die Vogtei Grabow. Mit diesem Pfandbesitz übernahm die Familie bis zum Ende des 15. Jahrhunderts die Sicherung eines Abschnitts der Landesgrenze gegen Brandenburg. Ihm folgte sein Sohn Johann Lützow (1334/1367) nicht allein als landesherrlicher Rat, sondern ebenso als Marschall Albrechts II. von Mecklenburg nach, womit sich das ursprünglich von den Lützows innegehabte Hofmarschallamt über das Landmarschallamt allmählich zum Erblandmarschallamt fortentwickelte. Johanns Neffe Ludolf Lützow (1362/1387) war wiederum Marschall, herzoglicher Rat und außerdem erfolgreicher mecklenburgischer Kriegsunternehmer, wodurch die Familie zusätzlich in den zeitweiligen Pfandbesitz der Vogtei Wittenburg gelangte. Weitere herzogliche Räte dieses Familienzweigs waren: Friedrich Lützow in Dutzow (1334/1362), Wichbert Lützow in Wittenburg (1369/1414), Johann Lützow in Grabow (1382/1414), Wichbert Lützow in Grabow (1389/1436), Ludolf Lützow in Grabow (1427/1483), Klaus Lützow in Eickhof (1471/1500). Gutsbesitz dieses Familienzweigs befand sich ferner in Dutzow, Bakendorf und Perlin. Mit dem Tausch der Vogtei Grabow gegen Schloss und Vogtei Eickhof mit Eickelberg im Jahr 1494 haftete die von den Lützows schon lange zuvor innegehabte Erblandmarschallswürde des ritterschaftlichen Kreises Mecklenburg fortan an diesem Gut. Damit stellten sie bis 1918 einen von zeitgleich stets drei Erblandmarschällen, die es im alten Mecklenburg gab. Als solcher unterzeichnete Claus Lützow als der Erste der Ritterschaft die Union der Landstände 1523.
Im Einschreibebuch des Klosters Dobbertin befinden sich 48 Eintragungen von Töchtern der Familien von Lützow von 1707 bis 1906 aus Eickelberg, Eickhof, Pritzier, Schwechow, Perlin, Pentzlin, Groß Salitz, Groß Rentzow und Tessin bei Wittenburg zur Aufnahme in das dortige Damenstift.
In Preußen wurde am 6. August 1869 für Kurt von Lützow und am 9. Januar 1884 für Leo von Lützow, preußischer Kammergerichtsrat, durch Allerhöchste Kabinettordres die Führung des Freiherrentitels genehmigt. Aus dem Ast Dutzow, der die Schreibweise Lützau führt, wurde Hugo von Lützau, dänischer Kammerjunker, am 18. Dezember 1651 in den dänischen Adel aufgenommen.
Friedrich von Lützow (* 1759 in Schwerin, † 1833 in Stuttgart) begründete die württembergische Linie. Er war württembergischer Wirklicher Geheimer Rat und Kammerherr, Oberforstmeister und Oberjägermeister, sowie Großkreuz des Civil-Verdienst-Ordens. Verheiratet war er mit Friederike Charlotte von Franquemont, einer natürlichen Tochter des Herzogs Carl Eugen von Württemberg († 1793) und der italienischen Sängerin Franchini. Beider Sohn Friedrich Carl Franz Christian von Lützow (* 1791 in Urach, † 1850 in Cannstatt), war württembergischer Oberforstmeister zu Urach und wurde am 16. Februar 1843 mit dem Freiherrentitel in die Personalmatrikel des nichtbegüterten Adels im Königreich Württemberg aufgenommen. Aus seiner Ehe mit Karoline von Ellrichshausen, Tochter des Freiherrn Karl Gottfried von Ellrichshausen, Herr auf Jagstheim, und der Luise von Falkenhausen, stammte Freiherr Maximilian Philipp von Lützow (1832–1870), gefallen in der Zweiten Schlacht bei Villiers. Er war württembergischer Hauptmann und Kompaniechef im 1. Infanterie-Regiment „Königin Olga“. Aus seiner Ehe mit Eugenie Stiefel, Tochter des Karl von Stiefel (1813 württembergischer Personaladel als Ritter des Militärverdienstordens), württembergischer Major und Bataillonskommandeur im 8. Württembergischen Infanterie-Regiment, stammte der Ehrenritter des Johanniterordens, Freiherr Alfred Maximilian von Lützow (1867–1924), württembergischer Oberst, im Ersten Weltkrieg Kommandeur des Landwehr-Regiments Nr. 122 und stellvertretender Führer der 54. Landwehr-Brigade, der mit Anna Federer, Tochter des Adolf Federer, Bankier und Honorarkonsul von Argentinien, verheiratet war. Beider Sohn war der im Jahr 1900 in Stuttgart geborene Bankbeamte Maximilian Alfred Freiherr von Lützow, der 1970 in Bad Godesberg starb. Sein Sohn Konrad Freiherr von Lützow heiratete 1958 in das Geschlecht von Mühlen ein, weshalb er 1961 die Aufnahme in die Frankfurter Patriziergesellschaft Alten Limpurg erlangte.
Der allgemeine Wappenfestlegungsvorschlag von 1926 zeigt in Gold eine schrägrechts liegende schwarze Sturmleiter (nach einem Siegel von 1313) mit vier Sproßen. Auf dem gekrönten Topfhelm mit schwarz-goldener Decke drei wachsende Pfauenfedern.
Das ursprüngliche Stammwappen zeigt in Gold schrägrechts eine viersprossige schwarze Leiter (älteste bekanntes Siegel vom 23. Juni 1313). Dasselbe Wappen führte das stammverwandte mecklenburgische Adelsgeschlecht Goldenbow. Ein Siegel des Johannes Lützow zu Grabow von 1456 zeigt als Helmzier einen einfachen Vogelflug. Erstmals urkundlich 1483 erscheinen auf dem gekrönten Helm der Ursprung der drei natürlichen Pfauenfedern, nämlich drei Federn, vielleicht Reiherfedern. In der nachfolgenden Zeit tritt auf Grabsteinen, Siegeln, Glasmalereien und anderen bildlichen Wiedergaben statt der drei Pfauenfedern zuweilen ein einreihiger Pfauenwedel mit bis zu acht Augen, manchmal sogar ein doppelter, aus zwei Reihen bestehender Pfauenwedel auf; seltener treten an die Stelle der Pfauenfedern auch drei Straußenfedern. Lisch erwähnt 1846: „Die von Lützow führen ebenfalls einen breiten Pfauenwedel auf dem Helm.“ Mit der alten Leiterform, drei Pfauenfedern auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldener Decke wird seit 1926 eine ältere Version wieder einheitlich geführt.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Darstellung einer schrägrechten viersprossigen schwarzen Sturmleiter (mit umgebogenen Enden zum Einhaken in die zu erstürmende Festungsmauer) üblich. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen (auch schwarz-golden-roten) Decken eine niedrige dreimal gezinnte rote Mauer (wohl als Ergänzung zu der Sturmleiter), aus der drei natürliche Pfauenfedern zwischen (1578) zwei Sturmleitern; später zwischen zwei abhängenden silbernen (auch schwarzen) Lilien an grünen Stängeln wachsen. Die Lilien sind wohl eine historische Fehlinterpretation eines Aufrisses oder einer Bildhauerarbeit von 1578, wobei es sich eigentlich um Helmdeckenzipfel handelte, was dann als neues Element zum Bestandteil des Wappens wurde. 1612 wurde als Zutat, die nur 1802 eine Entsprechung fand, zusätzlich zwei golden-schwarz geteilte Büffelhörner auf dem Stammhelm dargestellt.
Kleiner heraldisch/geschichtlicher Zusatz: Das Lützowsche Freikorps war ein Freiwilligenverband der preußischen Armee in den Befreiungskriegen. Es wurde von Major Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow 1813 errichtet und 1814 als Infanterie-Regiment Nr. 25 bzw. Ulanen-Regiment Nr. 6 in die preußischen Linientruppen übernommen. Obwohl das Freikorps im Krieg gegen Napoleon eher glücklos war, entwickelte es aufgrund seiner Zusammensetzung aus Freiwilligen fast aller deutscher Staaten eine hohe Symbolkraft für die Bestrebungen zur Errichtung eines deutschen Nationalstaates. Von seinen Uniformfarben (schwarzes Tuch, rote Paspeln, goldene Knöpfe) leiten sich die deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold her.
Quellen: Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia. Homepage derer von Lützow. Ingo. F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988.