Die Khevenhüller sind ein in Kärnten beheimatetes Adelsgeschlecht, das dort seit 1396 urkundlich nachweisbar ist und seinen Stammsitz auf Burg Landskron hatte.
1566 erfolgte die Erhebung in den Freiherrenstand. Im 16. Jahrhundert teilte es sich in die zwei Hauptlinien Khevenhüller-Frankenburg (1593 Reichsgrafen) und Khevenhüller-Hochosterwitz (1725 Reichsgrafen und 1763 als Khevenhüller-Metsch Fürsten, wodurch die Familie in den Hochadel aufstieg).
Das Geschlecht stammt ursprünglich aus Kevenhüll bei Beilngries (Hochstift Eichstätt, heute zu Oberbayern) und erscheint urkundlich erstmals am 24. Juli 1330 mit Ulreich dem Chevenhuelaer. Es beginnt seine ununterbrochene Stammreihe in Kärnten mit dem Stadtrichter Hans Khevenhüller, urkundlich 1396; † 1425, der auch Bischöflich bambergischer Pfleger zu Federaun war.
Der Aufstieg des Geschlechts der Khevenhüller in Kärnten begann 1525 mit der Ernennung Christoph Khevenhüllers zum Hauptmann der Ortenburg bei Spittal an der Drau. Christoph heiratete die vermögende Spittaler Bürgerstochter Elisabeth Mansdorfer (Manndorff). Diese Ehe ermöglichte ihm den Erwerb zahlreicher Liegenschaften in Oberkärnten, darunter Burg Sommeregg, die Ortenburg, Eisenbergbaue in Eisentratten bei Gmünd, und weiterer Güter und Anwesen, unter anderem der Burgen Aichelberg und Landskron. Christoph Khevenhüller konvertierte zum Protestantismus.
Christophs Söhne Johann (Hans), Moritz und Bartlmä führten die Erfolgsgeschichte der Khevenhüller in wirtschaftlicher und politischer Sicht fort. Hans machte am Hof Karriere und war schließlich 26 Jahre lang Gesandter des römisch-deutschen Kaisers am spanischen Hof. Er war Kämmerer und Geheimrat und wurde 1587 zum Ritter vom goldenen Vlies geschlagen. 1593 wurde er in den Grafenstand erhoben, dieser Titel ging mit seinem Tod an seinen Bruder Bartlmä (1539–1613) über.
Hans erhielt 1581 von Kaiser Rudolf II. das Schloss Kammer sowie die Herrschaften Burg Kogl (wo die Khevenhüller 1750 das Schloss Kogl erbauten) und Frankenburg (mit Schloss Frein), die zur „Grafschaft Frankenburg“ vereinigt wurden. (Die Khevenhüller haben nach der zeitweiligen Besetzung von Oberösterreich durch die Bayern 1810–1816 die Herrschaften Kogl und Frankenburg an die Pausinger verkauft, nur Kammer verblieb weiterhin bis 1904 in ihrem Besitz.)
Bartlmäs Aktivitäten blieben hingegen auf Kärnten konzentriert. Er avancierte zum Burggrafen und Sprecher der Stände. Außerdem weitete er die Besitztümer derart aus, dass die Khevenhüller als eines der finanzkräftigsten Geschlechter des Reichs gelten konnten. 1585 bis 1603 erbaute er das Schloss Velden, 1599 erwarb er die Herrschaft Paternion. Auch in religiöser Hinsicht stellte er als Oberhaupt der Protestanten in Kärnten eine zentrale Figur dar. Moritz hingegen blieb wirtschaftlich erfolglos.
Ein Cousin der drei Brüder, der Landeshauptmann Georg von Khevenhüller, ebenfalls überzeugter Protestant, erwarb in Kärnten die Burg Hochosterwitz und das Schloss Wernberg (später ergänzt um Schloss Damtschach) und baute sie zu ihrer heutigen Gestalt aus. Für seine zweite Frau ließ er Schloss Annabichl erbauen. In Villach baute er um 1570 ein Stadtpalais, das sogenannte Venetianerhaus.
Im Zuge der Gegenreformation, als Kaiser Ferdinand II. die Religionsfreiheit des protestantischen Adels aufhob, wurden die protestantischen Zweige der Khevenhüller gezwungen, ihre Kärntner Güter aufzugeben und 1628, gemeinsam mit vielen anderen Exulanten, in andere Länder des Reichs auszuwandern, die meisten von ihnen in die evangelische freie Reichsstadt Nürnberg, wo die Khevenhüller 1637 das Schloss Oberbürg von einem weiteren Emigranten erbten. Paul Khevenhüller (1593–1655) stand während des Dreißigjährigen Krieges in schwedischen Diensten; zur Finanzierung des Krieges hatte der Protestant Khevenhüller dem schwedischen König 70.000 schwedische Reichstaler geliehen. Nach dem Tod Gustav Adolfs war der schwedische Staat nicht in der Lage, die von Khevenhüller geliehene Summe zurückzuerstatten; Paul Khevenhüller wurde daher mit dem Gut Julita Gård in Södermanland abgefunden, das bis ins 19. Jahrhundert von seinen Nachfahren bewohnt wurde. Der Urenkel Nicolaus Ludwig Reichsgraf von Zinzendorf und Pottendorf gründete 1727 die Herrnhuter Brüdergemeine.
Bartlmäs Sohn Franz Christoph von Khevenhüller, Graf zu Frankenburg, konvertierte 1609 zum Katholizismus und wurde langjähriger Gesandter des Wiener Hofs in Spanien. Er verfasste mit den Annales Ferdinandei ein wichtiges historisches Quellenwerk.
Sigmund Friedrich von Khevenhüller, ab 1725 Reichsgraf von Hohenosterwitz und Annapichl, Freiherr auf Landskron und Wernberg, war von 1698 bis 1712 Landeshauptmann von Kärnten. Sein Sohn Johann Joseph von Khevenhüller-Metsch heiratete 1728 Karolina Gräfin von Metsch, Erbtochter des ohne männliche Nachkommen verstorbenen Reichsvizekanzlers Johann Adolf von Metsch, weshalb er und seine Nachkommen sich seit 1751 Khevenhüller-Metsch nennen. 1764 von Kaiser Josef II. in den Reichsfürstenstand erhoben, wurde er 1770 Erster Obersthofmeister sowie Staats- und Konferenzminister.
Die Gruft der Familie Khevenhüller-Metsch befindet sich seit 1607 in der Burgkirche der Burg Hochosterwitz. Damals lehnte es die wieder katholisch gewordene Pfarre Villach ab, den protestantischen Franz Freiherrn von Khevenhüller in der Hauptpfarrkirche („Villacher Dom“) zu bestatten. Zuletzt wurde Maximilian Khevenhüller-Metsch (1919–2010) in der Burgkirche begraben. Die auf Schloss Riegersburg ansässige Linie der Familie hatte ihre Familiengruft auf der Burg Hardegg; viele Grabstätten der Khevenhüller befinden sich außerdem in der Schottenkirche (Wien).
Bauten und Besitzungen
Die Burgen Landskron und Hochosterwitz in Kärnten wurden unter den Khevenhüllern zu prächtigen Renaissance-Anlagen ausgebaut, das 1730 erworbene Schloss Riegersburg im niederösterreichischen Waldviertel zu einem Barockschloss für Graf Sigmund Friedrich und seinen Sohn Fürst Johann Joseph, der 1751 auch das niederösterreichische Schloss Ladendorf erwarb. Ebenfalls ein Barockbau ist das seit 1753 im Familienbesitz befindliche Schloss Pellendorf in Gaweinstal. Die seit Mitte des 17. Jahrhunderts im Familienbesitz befindliche Burg Hardegg im Waldviertel wurde ab 1878 von Johann-Carl von Khevenhüller wieder aufgebaut, der auch als Mitkämpfer Kaiser Maximilians von Mexiko bekannt wurde. Das in der Nähe von Riegersburg und Hardegg gelegene Schloss Fronsburg gehörte der Familie seit 1739 und diente als Verwaltungs- und Gerichtssitz für die Besitzungen im Waldviertel.
Hochosterwitz, Niederosterwitz und Pellendorf gehören bis heute der Familie Khevenhüller. Riegersburg, die Burg Hardegg, die Fronsburg und Schloss Ladendorf befinden sich heute noch im Besitz von Nachfahren über weibliche Linien.
Das Stammwappen nach Hupp ist von Schwarz und Gold geteilt, oben ein goldener Eichenzweig mit einer Eichel und zwei Blättern, unten ein schwarzer Wellenbalken. Auf dem Helm mit schwarz-goldener Decke ein wachsender, von Gold und Schwarz geteilter Steinbock, dessen rechtes Bein golden mit schwarzem Hufe.
Quellen: O. Hupp, Münchener Kalender 1903. Siebmachers Wappenbuch von 1605. Ingo F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia.