Gymnich, auch Gymmnich oder Gimnich (Schreibweise auch G(y/i)m(m)(e)nich), ist der Name eines der ältesten rheinländischen Adelsgeschlechter. Die Familie, deren jüngere Linie Beissel von Gymnich (Schreibweise auch Be(i/y)(ss/ß)el) bis heute besteht, gehört ursprünglich zum niederrheinischen Uradel.
Die ehemalige Stammlinie von Gymnich ist seit 1825 erloschen. Die bis heute blühende, jüngere Linie Beissel von Gymnich spaltete sich bereits im Spätmittelalter von der älteren Linie ab und gehört damit zum ältesten Uradel im Rheinland.
Der Name von Gymnich zeigt die Herkunft der Familie von ihrem ehemaligen Stammsitz in Gymnich an. Deutungen, wonach der Name römischen Ursprunges sei und auf die Legio XIIII Gemina – eine zeitweise am Rhein stationierte römische Legion – zurückgehe, lassen sich nicht belegen.
Die Herkunft des von der jüngeren Linie geführten, vorangestellten Beinamens Beissel ist nicht geklärt. Der erste, für den dieser Beiname (anfangs als Genanntname geführt) belegt ist, war Wilhelm von Gymnich genannt Beissel im 14. Jahrhundert. Die Erklärung, wonach Wilhelm den Namen – nach dem Stemmeisen Beißel – angeblich durch besonders ehrenhafte Kampfesweise als kaiserlicher Oberst im Krieg gegen die Türken erworben habe, wird angezweifelt, da Wilhelm den Namen bereits in jungen Jahren als Knappe benutzte und da kein Kaiser zu dieser Zeit Krieg gegen die Türken führte. Eine Verwandtschaft der Beissel von Gymnich mit anderen rheinischen Edelleuten, die den Namen Beissel – teils vor Wilhelm – führten, ist unklar. So findet sich der Name Beisel im Rheinland unter anderem auch als Name eines Aachener Patriziergeschlechtes.
Erstmals urkundlich erwähnt wird das Geschlecht von Gymnich in Gymnich im Jahre 1139, als sich das Kloster Siegburg mit Azelin von Gimnich, einem erzbischöflich kölnischen Ministerialen, der mit der Vogtei der Güter des Klosters belehnt war, einigte. In einer zwischen 1168 und 1173 ausgestellten Urkunde bekundete Nikolaus, Abt des Klosters Siegburg, dass die Ansprüche Reinhards von Gymnich, Vormund der Kinder Azelins, auf den zur Abtei gehörenden Fronhof in Gymnich abgefunden wurden.
Gymnich mit dem gleichnamigen Stammhaus der Familie ist heute ein Stadtteil von Erftstadt im Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen. Die Ortschaft erscheint erstmals 1121 (1120) als Gimnich urkundlich. Seit 1139 ist eine Grundherrschaft der Benediktinerabtei Siegburg in Gymnich bekannt. Das halbe Dorf Gymnich gehörte als Unterherrschaft des Kurfürstentum Kölns den Herren von Gymnich. Eine erste Burg in Gymnich wurde 1354 von Heinrich I. von Gymnich als befestigtes Haus errichtet. Bereits 1399 ließ der Erzbischof Friedrich von Saarwerden die Burg abreißen, da Heinrichs Enkel Heinrich II., Lehnsmann des Kölner Erzbischofs, andere Lehnsleute des Erzbischofs gefangen hielt. Das 1419 genannte östlich der ersten Burg gelegene Haus Gymnich wurde später als Schloss erweitert und ausgebaut. Die Herren von Gymnich sahen zwar Schloss Gymnich als ihren Stammsitz an, bewohnten aber häufig ihre Stadtquartiere, so unter anderem den Gymnicher Hof in Köln am Neumarkt. 1825 erbten die Grafen von Wolff-Metternich das Schloss Gymnich.
Im Jahre 1344 entstanden durch die Erbteilung der Kinder des verstorbenen Ritters Emund von Gymnich zwei Linien, eine ältere und eine jüngere. Von den Kindern erster Ehe, Heinrich und Wilhelm, die alle Güter zu Gymnich, zu Aachen, zu Are (Altenahr), zu Vischel, zu Holzweiler, Vettelhofen und weitere erhielten, stammt die ältere Linie ab, die sich von Gymnich nannte. Von Johann, Dietrich und Peter, die den Hof zu Sechtem, das Gut zu Dernau, die Vogtei in Kaldenborn, mehrere Weingärten und Hofstätten zu Altenahr, weitere Häuser und Höfe so wie Geldeinkünfte erhielten, stammt die jüngere Linie. Die ältere Linie, deren Wappen in Silber ein rotes, den gesamten Schild überziehendes ausgekerbtes Kreuz zeigt, erlosch im 19. Jahrhundert. Die jüngere bis heute bestehende Linie der Beissel von Gymnich führt das gleiche Wappen, jedoch das Kreuz oben mit einem schwarzen Turnierkragen belegt.
Die Stammreihe der älteren Linie beginnt mit dem Ritter Heinrich von Gymnich (1311–1366), der wie sein Vater Ritter Emund von Gymnich Amtmann zu Altenahr war. Von Erzbischof Engelbert von der Mark wurde er 1364 mit einem Burglehn zu Are (Burg Are), mit einem Burglehen zu Lechenich, mit dem Haus Vischel und dem Gericht sowie mit seinem Haus und Gütern zu Gymnich belehnt. Vom Abt der Abtei Siegburg hatte er die Vogtei mit der zur Vogtei gehörenden Mühle und das Haus Neuerburg zu Gymnich inne.
Heinrichs Nachkommen und Nachfolger Johann I. von Gymnich († vor 1390), Heinrich II. von Gymnich († um 1408) und Johann II. von Gymnich zu Gymnich († vor 1467) blieben im Besitz der Lehen, die Heinrich I. von Gymnich innegehabt hatte. 1401 wird Dietrich von Gymnich auf dem „Haus zu Wentzbergh“ (Wensburg) erwähnt. Johann II. von Gymnich beging 1448 die Grenzen seines Gerichtsbezirkes in Gymnich und ließ nach der Befragung der Einwohner über seine Rechte diese notariell bestätigen. Im Jahre 1467 wurde das Erbe unter den Söhnen Johanns II. geteilt. Mit Zustimmung des erbenlosen Johann III. von Gymnich, der seine Anteile seinen Brüdern übertragen hatte, erhielt Arnold von Gymnich Haus und Herrlichkeit Gymnich mit allem Zubehör, Salentin von Gymnich die Herrschaft Vischel. Arnolds Besitz wurde durch die Heirat mit Margarethe von Buschfeld im Jahre 1477, die das adelige das Haus in Rheindorf, den Rittersitz in Dirmerzheim, die Höfe zu Spurk (Liblar), zu Pingsheim und zu Konradsheim in die Ehe brachte, erheblich vergrößert. Arnolds Erbe Adolf (Alf), Herr zu Gymnich, Amtmann zu Lechenich und zu Kempen, erhielt von Salentins Sohn Johann von Gymnich zu Vischel die Herrschaft Vischel, die nach Adolfs Tod an seinen Sohn Hermann fiel. Der älteste Sohn Werner, Herr zu Gymnich, († 1582) war Hofmarschall des Herzogs von Jülich.
Die folgenden Generationen der Herren von Gymnich zu Gymnich standen in Diensten der Kölner Kurfürsten am kurfürstlichen Hof in Bonn. Werners Sohn Adolf, Herr zu Gymnich († 1613), Amtmann zu Brauweiler, der in den Freiherrenstand erhobene Adolf, Herr zu Gymnich († 1656), Amtmann zu Brühl und kurkölnischer Hofmarschall, Johann Adolf Ferdinand Freiherr von Gymnich zu Gymnich († 1711), kurfürstlicher Rat, Silberkämmerer und adeliger Hofrat, Maximilian Heinrich Freiherr von Gymnich zu Gymnich (* 1684; † 1727), kurfürstlicher Rat, Silberkämmerer und adeliger Hofrat und Karl Otto Theodat Freiherr von Gymnich zu Gymnich, Hofratspräsident und kurkölnischer Staatsminister. Nach dem Tod seines Sohnes Clemens August von und zu Gymnich, kurkölnischer Kammerherr und kurfürstlich mainzischer Militärgouverneur von Stadt und Festung Mainz, im Jahre 1806 erlosch die ältere Linie zu Gymnich im Mannesstamm und 1825, mit dem Tod seiner Tochter Johanna von Gymnich, Stiftsdame zu Neuss, starb die Linie vollständig aus.
In beiden Zweigen der Familie gab es Standeserhebungen.
In der älteren Linie wurden Adolf von Gymnich zu Gymnich, sein Bruder Werner und ihre ehelichen Nachkommen am 21. Januar 1642 in Wien von Kaiser Ferdinand III. in den Freiherrenstand erhoben. In der jüngeren Linie war Friedrich Wilhelm Beissel von Gymnich zu Schmidtheim der erste Freiherr. Franz Ludwig Beissel von Gymnich auf Frens, königlich preußischer Landrat des Kreises Bergheim (Erft), wurde am 17. Januar 1816 zu Berlin in den preußischen Grafenstand erhoben.
Das Stammwappen der Gymnich zeigt Silber ein gedorntes/ausgebissenes rotes Kreuz, auch Kerbkreuz oder Spindelkreuz genannt. Dieses Kreuz war ein verbreitetes Wappenbild in der Region westlich und südlich von Aachen. Dass die Farbgebung vom Georgskreuz, dem Symbol der Kreuzfahrer, übernommen wurde, war wohl kein Zufall, denn die Ritter von Gymnich zählten zu den Kreuzrittern (siehe unten Abschnitt „Geschichte“). In früherer Zeit und in Nebenlinien wurden die Farben manchmal variiert: Statt rot/silber trat auch silber/rot, rot/gold, schwarz/silber, blau/silber und silber/blau auf. Allen Varianten gemein blieb aber das gedornte Kreuz.
Auf dem Helm mit rot-silbernen Helmdecke ein roter Turnierhut mit silbernem Stulp darauf eine stehende silberne (oder natürliche) rotbewehrte Ente vor einem schwarzen Hahnenfederbusch. Johann Siebmacher zeigt eine natürliche Ente vor einem Schilfhalm. Auch wurde das Schildbild zwischen einem schwarzen offenen Flug (siehe O. Hupp 1934) oder ein natürliches Schilfhuhn im grünen Schilf dargestellt.
Stammwappen der Beissel von Gymnich
Die jüngere Linie Beissel belegte im Stammwappen das Kreuz zur Unterscheidung von der älteren Linie zusätzlich mit einem schwarzen, dreilätzigen, in früherer Zeit auch fünflätzigen Turnierkragen im Schildhaupt. Auf dem Helm mit schwarz-rot-silbernen Helmdecken befindet sich ein goldbewehrtes natürliches Schilfhuhn im grünen Schilf.
Nach der Übernahme des Hauses von Schmidtheim im 16. Jahrhundert wurde das Wappen der Linie Beissel von Gymnich zu Schmidtheim geviert: Im ersten und vierten Feld das mit Kragen belegte Kreuz der Beissel von Gymnich, im zweiten und dritten die drei silbernen Schmidtheimer Hämmer.
Quellen: O. Hupp, Münchener Kalender 1934. Siebmachers Wappenbuch von 1605. Ingo F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia.