Gersdorff (auch Gersdorf) ist der Name eines Adelsgeschlechts mit gleichnamigem Stammhaus in Gersdorf in der Oberlausitz. Das Geschlecht zählt zum deutschen Uradel. Einzelne Zweige der Familie von Gersdorff wurden zu Freiherren und Reichsgrafen erhoben.
Das Geschlecht derer von Gersdorff wurde zum ersten Mal 1241 urkundlich erwähnt. Die ununterbrochene Stammlinie beginnt mit dem erstmals am 25. April 1301 urkundlich erwähnten Christian von Gersdorff (dominus Christianus aduocatus provincie Gorlicensis dictus de Gerhardisdorff), der mehrfach das Amt des Landvogts der Görlitzer Provinz ausübte. Zugleich werden seine Brüder Jencz und Ramfold als Herren auf Gersdorf und Reichenbach/O.L. genannt.
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit waren die Gersdorffs vor allem in der Oberlausitz und in Sachsen ansässig. Aber auch in der Niederlausitz, in Schlesien und in Böhmen gehörten Gersdorffs zu den Landständen. Angehörige der Familie bekleideten seit dem 14. Jahrhundert in den genannten Ländern ständische Ämter oder sie standen in Diensten verschiedener Fürsten, insbesondere der böhmischen Könige, die von 1319/1329 bis 1635 Landesherren der Ober- und Niederlausitz sowie bis 1742 Schlesiens waren, und der benachbarten Kurfürsten von Sachsen, die anschließend die Landesherrschaft in den Lausitzen übernahmen.
Kein anderes Oberlausitzer Adelsgeschlecht hat sich so stark verzweigt und derart viele Güter erworben, 1544 sollen allein in der Oberlausitz 68 Rittergüter im Besitz der Familie gewesen sein. Einen Eindruck von der Mitgliederstärke der Familie bietet die Überlieferung eines im Jahr 1572 in Zittau abgehaltenen Geschlechtstags. Ein in Erinnerung an dieses Ereignis im Jahr 1623 angefertigtes Gedächtnismonument, das einst im Görlitzer Vogtshof seine Aufstellung fand und nur fragmentarisch erhalten ist, berichtet von zweihundert „Manns-Personen“, die sich mit fünfhundert Pferden in der Oberlausitzer Sechsstadt eingefunden hatten, darunter nur Oberlausitzer Gersdorffs, ohne die böhmischen und schlesischen Vettern.
Seit 1406 war die Herrschaft Baruth (Oberlausitz) im Besitz der Familie. Dazu gehörten Hennersdorf, Berthelsdorf, Kemnitz, Bretnig, Kreckwitz, Rackel, Hauswalde und Buchwalde. 1446 fiel auch der Stammsitz Reichenbach an die Baruther Linie, ging aber 1580 an die Familie von Warnsdorf. 1489 brannte die alte Wasserburg in Baruth ab; danach wurde das große Renaissanceschloss errichtet. Nachdem 1787 Adolf Nicolaus Graf von Gersdorff bei einem Duell starb, fielen weite Teile der Herrschaft an die Familie seiner Schwester Marianne Gräfin zur Lippe-Weißenfeld, die sie bis 1945 besaß. Das Schloss wurde 1949/50 abgerissen.
Der Privatgelehrte Hans von Gersdorff (1630–1692), Herr auf Weicha bei Bautzen, errichtete 1684 in Bautzen die Gersdorff-Weichaische Stiftung mit einer Bibliothek von 5000 Bänden, Atlanten, Karten und einer umfangreichen naturwissenschaftlichen und kunsthistorischen Grafiksammlung. 1680 ließ er in Bautzen das Gersdorffsche Palais erbauen.
1638 gelangte die Herrschaft Meffersdorf in der Oberlausitz an Wigand von Gersdorf, der dort sechs neue Orte für Exulanten aus Böhmen und Schlesien gründete, darunter Neu-Gersdorf und Wigandsthal. Im Dreißigjährigen Krieg flohen Protestanten, die nicht konvertieren wollten, aus den Habsburger Erblanden in die Gebiete des sächsischen Kurfürsten, nachdem dieser durch den Prager Frieden von 1635 die Oberlausitz von den Habsburgern übernommen hatte. Das noch heute stehende Meffersdorfer Barockschloss wurde 1767/68 für Adolf Traugott von Gersdorff errichtet, der auch das Rittergut Niederrengersdorf geerbt hatte. Die Herrschaft Meffersdorf wurde 1823 verkauft.
Seit dem 15. Jahrhundert befand sich Berthelsdorf in der Oberlausitz im Besitz der Gersdorff. Die Witwe des Landvogt der Landvogts der Oberlausitz Nicol von Gersdorff auf Berthelsdorf und Großhennersdorf, Henriette Catharina von Gersdorff, geb. Freiin von Friesen (1648–1726), zog in Großhennersdorf ihren Enkel Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf auf und bot in ihrem Haus böhmischen Glaubensflüchtlingen Aufnahme. Beide gründeten 1721 in Großhennersdorf ein Waisenhaus und 1724 den Ort Schönbrunn, in den Hunderte von Exulanten strömten. Nach ihrem Tod gründete Zinzendorf in Berthelsdorf 1727 die Herrnhuter Brüdergemeine und erbaute auf der Berthelsdorfer Flur die Siedlung Herrnhut.
1725 erwarb Graf Friedrich Caspar von Gersdorff (1699–1751), seit 1731 Oberamtshauptmann der Oberlausitz, das Rittergut Uhyst und ließ von 1738 bis 1742 das prächtige Neue Schloss Uhyst erbauen, das bis 1795 im Besitz der gräflichen Linie blieb und noch heute existiert. Gersdorff war ein Vetter und Studienfreund des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf und richtete für dessen Herrnhuter Brüdergemeine auf seinem Gut Klix eine sorbische Predigerschule ein. 1743 verlegte er diese in ein neuerbautes Gebäude neben der Kirche in Uhyst, wo in der Folge auch ein Adelspädagogium mit Internat entstand. Friedrich Caspar von Gersdorff renovierte ab 1728 auch das Schloss Spreewiese (damals Groß-Lychnam) bei Klix.
Der Naturforscher Adolf Traugott von Gersdorff-Meffersdorf gründete 1779 gemeinsam mit Karl Gottlob Anton die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. Der Gutsherr auf Kay in der Neumark, Landrat George Samuel Wilhelm von Gersdorff (1744–1810), wurde zeitweise neumärkischer Haupt- und Ritterschaftsdirektor des Kur- und Neumärkischen Ritterschaftlichen Kreditinstituts.
Ernst Bruno von Gersdorff (1820–1883) emigrierte 1849 als Forty-Eighter in die USA. Er heiratete in die Bostoner Oberschicht (Boston Brahmins) ein und wurde zum Stammvater des amerikanischen Zweiges der Familie.
1945 befand sich noch ein Rittergut in der Oberlausitz (Alt Seidenberg) im Besitz der Familie. Des Weiteren bis 1945, im Landkreis Beeskow-Storkow südöstlich von Berlin gelegen, der Besitz Kunersdorf bei Pfaffendorf, vormals Cunersdorf.
Das Stammwappen ist von Rot geteilt und unten von Silber und Schwarz gespalten. Auf dem Helm mit rechts rot-silberner und links schwarz-silberner Decke ein silber-schwarz gestulpter roter Turnierhut, der mit sechs Hahnenfedern (drei silber, drei schwarz) besteckt ist.
Quellen: O. Hupp, Münchener Kalender 1907. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974. Ingo F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia.