Grafen von Geldern (spätere Herzöge)
Der Stammvater der älteren, nach Geldern (Regierungsbezirk Düsseldorf) benannten Grafen beziehungsweise Herzöge ist der 1033-57 erwähnte Gernardus Flamens, dessen Abkunft von den Konradinern behauptet wurde, aber nicht zu beweisen ist. Das Wort Flamens wurde als rothaarig übersetzt, aber auch als „Vlaming“, das heißt als Name eines nach Flandern benannten Geschlechts gedeutet. Gerardus ist 1052 Graf von Teisterbant und Renkum und 1054 als Lehnsmann des aus dem pfalzgräflichen Hause stammenden EB Hermann II. von Köln Graf der hattuarischen Grafschaft. Seinem Sohn Dietrich († 1082) ist anscheinend bald nach 1076 die Grafschaft im Maasgau verliehen worden. Dessen Sohn Gerhard ist um 1085 Graf in Wassenberg und 1096 in Geldern. Nachdem Wassenberg 1118 dem Mannesstamm verlorengegangen war, blieb diesem Geldern, nach dem sich nunmehr die Nachfahren Gerhards allein benannten. Diese entwickelten Geldern zu einem bedeutenden Territorium, das sich zwischen Roer und Maas bis zur Zuidersee und zwischen den Rheinarmen erstreckte. Von besonderer Bedeutung war dabei der Erwerb der Grafschaft Zütphen, die Irmgard von Zütphen, Gattin des Grafen Gerhard II. (1118–31), dem Hause zubrachte. In einer Auseinandersetzung mit dem Bischof von Utrecht wies Kaiser Friedrich I. 1182 dem Grafen von Geldern die Veluwe zu. Einen Höhepunkt erreichte das Haus unter Otto II. († 1271) (Sohn Gerhards III., † 1229), dem nach Matthaeus Parisiensis 1247 vergeblich die deutsche Krone angeboten wurde, die dann unter seiner Teilnahme sein Vetter Wilhelm von Holland erhielt. Sein Bruder Heinrich wurde 1247 Bischof von Lüttich, verlor aber 1274 die ihm damals entzogene Würde. Das Geschlecht verband sich durch Heiraten mit den vornehmsten Familien des Westens. Reinald I. (1271–1326), in 1. Ehe vermählt mit Irmgard von Limburg, griff in den Limburgischen Erbfolgestreit ein, wurde aber 1288 bei Worringen geschlagen. Reinald II. genannt der Schwarze (1326–43), in 2. Ehe verheiratet mit Eleonora, Tochter König Eduards II. von England, wurde am 13.3.1339 durch Ludwig den Bayer auf dem Reichstag zu Frankfurt zum Herzog von Geldern erhoben. Mit seinem Sohn Eduard (1361–71) erlosch das Haus im Mannesstamm. Durch die Heirat Marias, der Tochter Reinalds II., mit dem Herzog Wilhelm von Jülich kam Geldern 1372 an deren Sohn Wilhelm († 1402), Herzog von Jülich, beziehungsweise dessen jüngeren Bruder Reinald (1402–23), die beide ohne Leibeserben starben. Geldern fiel 1423 an Arnold von Egmond, Urenkel der Maria von G., Tochter Reinalds II., der die 3. Linie der Herzöge begründete. Er verpfändete 1472 Geldern und die Grafschaft Zütphen an Herzog Karl den Kühnen von Burgund. Nach Auseinandersetzungen mit den Erben des Herzogs von Burgund konnte Karl von Egmond, Enkel Arnolds, Geldern behaupten. Nach seinem Tode (1538) fielen Geldern und Zütphen als erledigte Lehen an das Reich heim.
Wappen: In Gold (Gelb) ein blauer doppelt geschwänzter rotbewehrter, rotbezungter und rotgekrönter Löwe. Auf dem Helm mit blau-goldener (gelber) Decke das Schildbild auf einer ringsum mit Pfauenspiegeln besteckten goldenen (gelben) Scheibe.
Quellen: Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift. Frankfurt am Main 1988. Nachrichtenportale im Internet: u. a. Wikipedia und Deutsche Biographie – Geldern. Münchener Kalender 1936 von O. Hupp.