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Gans Edle Herren zu Putlitz (später auch Freiherren und Grafen)
Dekorative gerahmte Ritter/-Wappengrafik von schepper-heraldik-art, idealisierte Darstellung in stilistischer Anlehnung an den Codex Manesse (Rittergrafik). Material: Holz + Glas zum Aufhängen und Stellen, Rahmengröße: 14,5 x 18,5 cm, Shabby-Finish, Grafik: lichtechter Vintageprint (300 dpi) auf Pergamentpapier, Größe: 13 x 18 cm.
schepper-heraldik-art erstellt digitale Ritter- bzw. Wappengrafiken im Stil der Stauferzeit für Print, Internet und Marketing. Weitere heraldische Infos findet man auf meiner Homepage.
Die noch heute bestehende Familie Gans Edle Herren zu Putlitz gehört zum märkischen Uradel. Seit dem Spätmittelalter war sie die einflussreichste Familie in der Prignitz. Sie wird erstmals in einer Urkunde von Friedrich Barbarossa erwähnt, wahrscheinlich aus dem Jahre 1178: Johannes Gans, „baro“ in der Wische.
Im Ergebnis des Wendenkreuzzuges 1147 brachte der Ritter Johannes Gans das ganze Flussgebiet der Stepenitz (Elbe) unter seine Herrschaft. Er und seine Nachfahren bauten hier – wie im Süden der Prignitz die Edlen von Plotho – neben den Bischöfen von Havelberg einen ausgedehnten unabhängigen Herrschaftsbereich auf, der neben der terra Putlitz, über die der Bischof von Havelberg die Lehnshoheit ausübte, auch die terrae Perleberg, Wittenberge, Lenzen, Pritzwalk und Grabow umfasste.
In diesen Gebieten nahmen die „Gänse“ landesherrliche Rechte in Anspruch, leiteten das Besiedlungswerk der Lokatoren, gründeten Burgen und die Städte Perleberg, Wittenberge und Putlitz sowie als Abschluss ihres Kolonisationswerkes 1231 das Zisterzienserinnen-Nonnenkloster Marienfließ im äußersten Norden der Herrschaft Putlitz als Hauskloster und Grablege.
Die Gans gehörten als einzige der Prignitzer Familien bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts dem Herrenstand an und waren in Verträgen und Beschlüssen fürstlichen und gräflichen Ständen gleichgestellt. Seit der Verleihung im Jahr 1373 besaß das Haus ununterbrochen die Reichserbmarschall-Würde der Kurfürsten von Brandenburg. Aus Stolz (und oft auch finanziellen Gründen) lehnten Teile der Familie die – oft gekaufte und dadurch desavouierte – Erhebung in den Freiherren- und Grafenstand bis in die jüngere Zeit ab; im Königreich Preußen wurden sie jedoch bis 1918 dem Freiherrenstand zugerechnet. Noch in der Deutschen Demokratischen Republik hielten Nachfahren ihren alten Titel „zu Putlitz“ aufrecht.
Heutige Familienmitglieder bemühen sich erfolgreich um die Restaurierung ehemaliger familiärer Kulturgüter, wie beispielsweise des barocken Schlosses Wolfshagen.
Der Aufstieg der Familie Gans zu Putlitz ist verbunden mit der Eroberung der Mark Brandenburg durch den Askanier und ersten Markgrafen Albrecht den Bären und dem anschließenden Landesausbau.
Die ostelbische Prignitz zählt zu den ältesten Gebieten der Mark Brandenburg, die noch vor der Gründung der Mark im Jahr 1157 durch Albrecht unter die Herrschaft der Askanischen Dynastie kam. Von der benachbarten westelbischen Altmark, die zum Stammland der Askanier gehörte, führte Albrecht 1147 gemeinsam mit seinen Söhnen Otto I. und Hermann ein rund 60.000 Mann starkes Heer durch die heutige Prignitz Richtung Stettin gegen die Lutizen, einen Richtung Südosten ansässigen Slawenstamm. Zeitgleich zog Albrechts späterer Erzfeind Heinrich der Löwe mit rund 40.000 Mann nach Norden gegen die Abodriten.
In der Folge dieses sogenannten Wendenkreuzzuges setzten sich laut Albrecht-Biograf Lutz Partenheimer „unter dem Zeichen des Kreuzes auch kleinere Dynastien auf dem ostelbischen Boden der Nordmark fest […]. Die Erkenntnis, daß er diese angesichts der vielen anderen am slawischen Gebiet interessierten Mächte auf Dauer wohl nicht würde allein behaupten können, dürfte durch den Slawenfeldzug bei Albrecht dem Bären gefördert worden sein.“
Einer der Ritter, die den Wendenkreuzzug zum Gebietsgewinn nutzten, war Johannes Gans, der ebenfalls aus der Altmark kam und am Flusslauf der Stepenitz die Adelsdynastie Gans zu Putlitz begründete.
In einem Brief vom Januar 2005 teilt ein Nachfahre, Gebhard zu Putlitz, als „historisch belegte Herkunft des Namens“ mit: In der Folge des Landesausbaus „wurde die Prignitz vom Bischof von Havelberg und kleineren Territorialherren“ eingenommen. Unter diesen war ein Ritter Johannes, der nach seinem Besitz in der Altmark, der Gänseburg bei Pollitz, zwischen Wittenberge und Schnackenburg gelegen, den Übernamen »Gans« trug und auf seine Nachfahren weiter vererbte. In seinem Wappen führte er auf rotem Schild eine auffliegende silberne Gans auf grünem Dreihügel. Die Herkunftsburg, die Gänseburg bei Pollitz, dürfte ein größerer befestigter Hof gewesen sein, in dem die großbäuerliche Familie sehr wahrscheinlich eine erfolgreiche Gänsezucht betrieben hatte, die ihr nach vorhandenen Belegen einiges Ansehen und Zugang zu „höheren Kreisen“ eingebracht hatte. Von der Gänseburg existiert heute nur noch ein großer mit Bäumen bewachsener Erdhügel.
Die Nachfahren des Johannes nannten sich je nach ihren Besitzungen Gans von Wittenberge, Gans von Perleberg oder Gans zu Putlitz. Alle drei Städte sind Gründungen der Familie, die in Teilen ihrer Gebiete vorübergehend landesherrliche Rechte in Anspruch nahm (in der terra Putlitz unter der Lehnshoheit des Bischofs von Havelberg) und die Besiedlung der Gebiete leitete. Der bis heute bestehende Familienzweig sind die „Gans, Edle Herren zu Putlitz“.
Im Zuge der deutschen Besiedlung nach der Eroberung der ostelbischen Gebiete der späteren Mark Brandenburg wurde Perleberg unter Obhut der Familie Gans gegründet und erhielt am 29. Oktober 1239 das Salzwedeler Stadtrecht verliehen. Die älteste urkundliche Erwähnung stammt allerdings vom März 1239, als Johann Gans den Schuhmachern das Privileg erteilt. Nach der Schlacht bei Bornhöved (1227), bei der die Familie Gans die Dänen gegen die Grafen von Schwerin und die Brandenburger Markgrafen unterstützt hatte, fiel die terra Perleberg an die Grafschaft Schwerin. Das Gebiet nahm Johann Gans, der Stadtherr Perlebergs, von den Grafen zu Lehen. 1275 erwarben die Söhne Ottos III. von Brandenburg die Lehnsherrlichkeit über Perleberg von den Grafen von Schwerin. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts erlischt mit dem Tode Johann Gans’ die Linie der Gänse, Herren zu Perleberg. Perleberg fiel als erledigtes Lehen an die Markgrafen und wurde zu einer Immediatstadt.
Wittenberge wird als Wittemberg am 22. Juli 1300 urkundlich erwähnt, als der Stadtherr Otto I. Gans die Rechte Wittenberges als Stadt bestätigt. Die Gänse erhoben hier ursprünglich den Elbezoll. Den Zweig Wittenberge konnte die Familie zwar bis zum Verkauf im Jahr 1781 bewahren, er gewann aber nicht die Bedeutung des Putlitzer Zweiges.
Am einflussreichsten war der – bis heute blühende – Putlitzer Familienzweig. Stammsitz des Familienzweiges zu Putlitz war die Burg Putlitz in der heutigen gleichnamigen Stadt. Der Turm der späteren mittelalterlichen Burg ist noch vorhanden. Der Namenszusatz zu Putlitz ist der Stadt entlehnt und geht nicht auf die Gänseburg Pollitz in der Altmark zurück. Bereits 946 fand in einer Urkunde des Bistums Havelberg die Burg Pochlustim Erwähnung, deren Name mit unklarer Etymologie wahrscheinlich aus dem Slawischen kommt.
Mit der Säkularisation des Bistums Havelberg im Zuge der Reformation ging die Lehnsherrschaft an die Hohenzollern über, die seit 1415 als Kurfürsten über die Mark Brandenburg herrschten. Die allmähliche Umwandlung zur gutsherrlichen Eigenwirtschaft im 16. Jahrhundert führte zur Konzentration der Besitzungen auf kleinere Einheiten mit den drei Zentren Putlitz, Wolfshagen und Nettelbeck (heute Ortsteil von Putlitz).
Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) wütete in Mecklenburg, Vorpommern und in der Prignitz besonders heftig. Das ohnehin dünn besiedelte Gebiet verwaiste in großen Teilen, Burgen und Schlösser wurden zerstört und mit ihnen viele Archive, so dass die Quellenlage über die Güter in der Prignitz vor 1600 verhältnismäßig spärlich ist. Nach den Wirren und Gräueln des Krieges kam es in großen Teilen des Landstrichs praktisch zu einer Neubesiedlung. Durch die Aneignung öder oder wüster Dörfer, Landstriche oder auch gutsherrlicher Besitztümer, dem Bauernlegen, konnten viele Gutsherren ihre Gebiete vergrößern, bis ein Gesetz im Jahr 1709 diese Praxis in Preußen beendete. Ende des 17. Jahrhunderts besaß die Familie Gans zu Putlitz im Raum Putlitz/Wolfshagen 56 Siedlungen beziehungsweise Teile von Siedlungen, darunter 18 wüste Feldmarken.
Von 1771 bis 1787 ließ Albrecht Gottlob Gans Edler Herr zu Putlitz das Schloss Wolfshagen als spätbarocke Zweiflügelanlage (zum Bau des geplanten dritten Flügels kam es nicht mehr) auf den Gewölben einer ursprünglich Gans’schen Wasserburg, die später zu einem vierflügeligen Renaissance-Schloss ausgebaut worden war, errichten, die nach dem Dreißigjährigen Krieg verfallen war. Die Reformen der ländlichen Rechtsverhältnisse mit der Neuregelung der traditionellen feudalen Lastensysteme durch die Stein- und Hardenbergschen Reformen zu Beginn des 19. Jahrhunderts bewältigte die Familie Gans zu Putlitz mit erneuten Umstrukturierungen des Besitzes. Im Zuge der Umwandlung in Gutswirtschaften konnte das Adelsgeschlecht sogar neue Güter oder Vorwerke begründen (Laaske, Retzin, Hellburg, Rohlsdorf, Klein Langerwisch, Horst, Dannhof) oder erwerben (Groß Langerwisch).
In der Zeit des Nationalsozialismus und während des Zweiten Weltkriegs blieben die Güter der Familie im Wesentlichen erhalten. Eine einheitliche soziale und politische Orientierung der inzwischen weit verzweigten Familie gab es in dieser Zeit nicht; ein Beispiel über die Tätigkeit des Hamburger Architekten und NSDAP-Mitglieds Erich Wilhelm Julius Freiherr Gans Edler Herr zu Putlitz (1892–1945) findet sich im Anhang unter „Nationalsozialistischer Baumeister“.
Die Kerngebiete der Familie im Umfang von sieben Gütern hatten bis 1945 Bestand. Das Ende des Zweiten Weltkriegs brachte eine Zäsur für den gesamten ostelbischen Grundbesitz. Herrenhäuser wie Lenzen wurden abgebrochen oder zerstört, die Güter wurden ab Herbst 1945 mit der Bodenreform enteignet und aufgeteilt, die Besitzer wurden ausgewiesen. Dem sogenannten Neubauern-Programm von 1947 fielen weitere Gutshäuser wie Krams bei Kyritz zum Opfer. Wertvolle Kunstbestände und Archive der Adelshäuser gingen verloren.
Einige Gutshäuser und Adelshäuser überdauerten als Schulen, Kinderheim oder Wohnheim, verfielen jedoch aufgrund mangelnder Pflege zusehends oder wurden mit schmucklosen Anbauten verunstaltet, die Parks der Häuser verwahrlosten nahezu vollständig. Das bedeutendste Gebäude der Familie Putlitz, das zur DDR-Zeit als Schule genutzt wurde und so bestehen blieb, ist das heute vollständig renovierte, barocke Schloss Wolfshagen, dessen Park der Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné angelegt hatte. An den Kosten der sachgerechten Restaurierung zwischen 2000 und 2003 haben sich neben der Europäischen Union, der Bundesrepublik, dem Land Brandenburg und kommunalen, privatwirtschaftlichen sowie privaten Sponsoren auch Mitglieder der Familie Putlitz beteiligt.
Zum Verhältnis der ehemaligen Gutsbesitzer zur Bevölkerung und über ihre Ansprüche nach der Deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 bemerkt die Berliner Zeitung:
Ein von Ribbek, der gleich zur Wende mit gutsherrlichem Besitzergestus in „sein“ Dorf einritt, musste schnell erfahren, dass gestrige Patronate keine Chance mehr hatten. Dagegen stehen beeindruckende Beispiele tatkräftig vorgelebten Ethos: … der Augenarzt Bernhard von Barsewisch aus der Familie Gans Edle zu Putlitz in Groß Pankow und Wolfshagen … und noch viele andere kamen mit der Achtung vor dem im Osten gelebten Leben. Sie wollten kein Geld, sondern brachten welches mit aus ihren im Westen aufgegebenen sicheren Existenzen.
Der angesprochene Bernhard von Barsewisch ist ein Sohn der Elisabeth Gans Edle Herrin zu Putlitz und baute im Gutshaus Groß Pankow, aus dem die DDR ein Krankenhaus gemacht hatte, nach dessen Rückkauf eine Augenklinik auf. Zuvor war er Leiter einer Augenklinik in München. Barsewisch ist auch der Initiator der Restaurierung und Museumsgründung von Schloss Wolfshagen sowie Mitglied in den Förderkreisen für Schloss Wolfshagen und Kloster Marienfließ. Er engagiert sich ferner für die Wiederherstellung der Gutsparks in Groß Pankow und Wolfshagen, über deren Geschichte und Zustand er zusammen mit Torsten Foelsch 2004 ein Buch veröffentlichte.
Zur Stellung der Familie heißt es im Codex diplomaticus Brandenburgensis (Mitte des 19. Jahrhunderts): „Was aber vorzüglich die hohe Stellung der Putlitzschen Familie unter dem Brandenburgischen Adel in unzweideutiger Weise zu erkennen giebt, ist theils der ihr seit der ältesten Zeit beständig eingeräumte Vorrang vor den gewöhnlichen adlichen Geschlechtern, … welche sie den fürstlichen und reichsgräflichen Personen gleichstellten und dem gewöhnlichen Adel entschieden überhoben.“
Bei dieser herausgehobenen Stellung musste es die Familie belassen. Schon im 12. Jahrhundert war der Versuch gescheitert, eine längere reichsunmittelbare Herrschaft zu begründen, die Familie blieb lehnsabhängig. Wenn auch das Privileg des Erbmarschalls der Kurmark Brandenburg seit der Verleihung im Jahr 1373 ununterbrochen zum Adelshaus gehörte und seit dem 28. Januar 1855 mit einem erblichen Sitz im Preußischen Herrenhaus bis zur Revolution 1918 verbunden war, gelangte – von zwei Bischöfen abgesehen – kein Familienmitglied „ganz nach oben“ in den höchsten Adel oder in die Spitzenämter von Staat, Kirche, Gesellschaft oder Kultur. Dass sie ernstlich mit den Hohenzollern konkurriert hätten, verweist Bernhard von Barsewisch in das Reich der Legende (Vorwort zu Mein Heim). Allerdings haben die Hohenzollern die gegenüber dem übrigen ritterschaftlichen Adel etwas herausgehobene Stellung der Familie durch Anerkennung der Berechtigung zur Führung des Titels Gans Edle Herren zu Putlitz bereits am 28. August 1719, ferner erneut am 4. März 1746 und am 1. April 1776 anerkannt.
Gemäß Codex diplomaticus … gab es einen Jahrhunderte währenden, schleichenden Machtverfall der Familie, deren finanzielle Mittel spätestens nach dem Dreißigjährigen Krieg für eine glänzende, beinahe fürstliche Hofhaltung nicht mehr ausgereicht hätten. Viele bloß rittermäßige Familien der Mark seien bald an Einkünften und Besitzungen reicher gewesen, als das alte edle Geschlecht. Allein das Prädicat Edle sei ihnen letztlich geblieben, auch im Style der landesherrlichen Canzley, in der gewöhnliche Adlige als Veste tituliert wurden (Veste war beispielsweise in Gebrauch in Titularwendungen wie veste hochgestellte Herren).
Die Familienmitglieder betätigten sich in den unterschiedlichsten Ämtern und Berufsgruppen. Bischöfe (in Schwerin und Havelberg), Kurfürstliche Räte, Gerichtsräte, Landeshauptleute, Schriftsteller, Schauspielerinnen, Intendanten, Ärzte und Architekten gehörten beispielsweise dazu. Im Vergleich zu anderen Adelsfamilien bekleideten die Herren Gans zu Putlitz seit dem 18. Jahrhundert nur noch wenige öffentliche Ämter und auch die militärische Laufbahn schlugen sie vergleichsweise selten ein; ihre Orientierung galt zunehmend dem künstlerisch-literarischen und vereinzelt dem wissenschaftlichen Bereich. Nicht nur die „Edlen Herren“, sondern auch die „Edlen Frauen“ wie Elisabeth zu Putlitz (genannt Lita, 1862–1935) betätigten sich literarisch und künstlerisch.
Der Anhang dieses Artikels geht anhand von Einzelheiten wie Straßenbenennungen auf einige Familienmitglieder und ihre Tätigkeit näher ein.
Der folgende Teil beschäftigt sich mit Kaspar Gans zu Putlitz, der im 14./15. Jahrhundert lebte und dem Bedeutung im Hinblick auf die geschichtswissenschaftliche Diskussion um den Begriff Raubritter zugeschrieben werden kann. Die Preußen-Chronik führt über Kaspar Gans und Angehörige von weiteren berühmten wie auch berüchtigten märkischen Adelsgeschlechtern für das Jahr 1397 den Eintrag:
„Raubritter unter der Führung der Herren Putlitz, Bredow, Quitzow und Rochow überfallen Städte und Dörfer, rauben Vieh von den Weiden, morden, schänden und brandschatzen und lassen das Fehdewesen ungehemmt sich ausbreiten.“
Der erst im 18. Jahrhundert geprägte Begriff des Raubritters ist umstritten und nicht klar von der restlichen Ritterschaft abzugrenzen. Das Austragen von Fehden war stets Teil der ritterlichen Lebensweise gewesen und wurde der waffenberechtigten Bevölkerung in großen Teilen des mittelalterlichen Europas sogar lange Zeit rechtlich zugesichert. Auch das Ausplündern der gegnerischen Ländereien kam bereits bei frühmittelalterlichen Fehden vor. Ähnlich verhält es sich mit den Überfällen sogenannter Raubritter des Spätmittelalters auf reisende Händler.
Nicht nur jüngere Arbeiten, wie die des Historikers Klaus Graf, weisen auf diesen Tatbestand hin. Schon der Schriftsteller Theodor Fontane stellte in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg an der Darstellung des Kaspar Gans zu Putlitz die Bewertung „Raubritter“ in Frage und kam entgegen der modernen Preußen-Chronik bereits 1889 zu einer differenzierten Beurteilung.
Kaspar Gans war seit seiner Jugend eng befreundet mit Johann von Quitzow aus dem anderen bedeutenden Prignitzer Adelsgeschlecht von Quitzow (2004 restauriertes Schloss in Rühstädt), mit deren Namen das angebliche Raubrittertum besonders verbunden ist.
Die Gewalttaten und Räubereien sind historisch eindeutig belegt. Allerdings fanden sie – bezogen auf das Brandenburger Raubrittertum – in der instabilen Übergangszeit zwischen dem Ende der rund 170-jährigen askanischen Herrschaft in der Mark Brandenburg 1320 und der Machtübernahme der Hohenzollern im Jahr 1415 statt. Selbst der Konvent im Lehniner Zisterzienserkloster galt zu dieser Zeit vorübergehend als „verderbte Räuberbande“ (siehe dort). Die begriffliche Etikettierung verschiedener Adelsfamilien als „Raubritter“ oder teilweise auch als „Rebellen“ greift zu kurz und verstellt letztlich den Blick auf die historischen Zusammenhänge.
Fontane kommt unter Anlehnung an Georg Wilhelm von Raumer zu dem Ergebnis, dass die Stigmatisierung letztlich auf „eine trübe und parteiische Quelle“ zurückgeht, und zwar auf die zeitgenössischen Darstellungen des Engelbert Wusterwitz. Der Brandenburger Geistliche urteilte zu einer Zeit, als „die Fehde zwischen dem Kurfürsten und beiden Quitzows noch in vollem Gange war. Wahrscheinlich würde seine Erzählung anders lauten, wenn er dieselbe, nach der im Jahre 1421 erfolgten Aussöhnung des Kurfürsten“ mit den sogenannten Raubrittern geschrieben hätte.
Soweit sie Aussagen zu Brandenburg trafen, bezogen sich in der Folge sämtliche Verfechter der Raubritterthese direkt oder indirekt auf diese eine Quelle. Dem Historiker und Herausgeber der monumentalen Quellensammlung Codex Diplomaticus Brandenburgensis, Adolph Friedrich Johann Riedel, wirft Fontane vor: „Er übersieht des Weiteren, daß die Kriegsführung der Mecklenburger und Pommernherzöge, vor allem die des Magdeburger Erzbischofs, um kein Haar breit anders war, als die der Quitzows und ihres Anhangs … und sich … direkt der Quitzowschen Kriegsführungsnormen, also, wenn man so will, des Räuberstils bedienten.“
Nach der Stabilisierung der sozialen und politischen Verhältnisse durch die Hohenzollern kam es sehr schnell zu einer Aussöhnung zwischen dem abtrünnigen Prignitzer Adel und der Landesherrschaft. Schon 1416, ein Jahr nach dem Machtantritt von Friedrich I., machte Hans von Quitzow seinen Frieden mit dem Kurfürsten und erhielt die verstreuten Familienbesitzungen zurück. Diese Art der Aussöhnung aufgrund veränderter politischer Verhältnisse dürfte zwischen gewöhnlicher Kriminalität, die der Begriff Raubritter suggeriert, und Landesherrschaft kaum möglich sein.
Wie Fontane schreibt, war Kaspar Gans dem Hans Quitzow bei der Aussöhnung „um einige Monate zuvorgekommen und genoß des Vorzuges, diese seine verwandelte Gesinnung in einer am 25. März 1420 stattfindenden Aktion gegen die Pommern glänzend bestätigen zu können,“ bei der er den eingeschlossenen Kurfürsten aus bedrohlicher Lage befreite. Wie oft zuvor kämpften Kaspar Gans zu Putlitz und Hans von Quitzow auch in diesem Gefecht und bei der Eroberung der damals sogenannten Stadt Ketzer-Angermünde (Angermünde) in der Uckermark gemeinsam. Laut Fontane kann der Kampf um Ketzer-Angermünde „als der Rehabilitierungs- und erste Loyalitätsakt des bis dahin frondierenden märkischen Adels betrachtet werden …“
Held dieser Schlacht war Kaspar Gans, dessen Tat eine zeitgenössische pommersche Ballade festhielt, die Fontane den literarischen Volksepen der englisch-schottischen Percy- und Douglasballaden gleichstellt.
In diesem Lied von der Eroberung von Ketzer-Angermünde aus unbekannter Quelle heißt es über Kaspar Gans unter anderem (wiedergegeben nach Fontane, Auszug):
Aber draußen hinter Wall und Graben,
Die Märkischen sich schon gesammelt haben,
Vierhundert Reiter und Knechte;
Die Gans von Putlitz führet sie,
Zischend, auf daß sie fechte.
Die Gans, der wollt’ es nicht behagen,
Sie streckte zornig ihren Kragen,
Über die Pommern alle;
Da schwebte der märkische Adler hoch
Und die Greifen kamen zu Falle.
Die Gans aber wuchs in Grimme noch,
Sie schlug mit den Flügeln ein Brescheloch
Und da stand sie nun zwischen den Steinen,
Und als sie bis zum Markte kam,
waren sie zehn gegen einen.
Da gingen die Schwerter die Klinker da Klang,
Herr Detleff Schwerin mit dem Putlitz rang
Und wollte den Preis erwerben;
Da mußte Herr Detleff von Schwerin
Für seinen Erbherren sterben.
Bemerkenswert ist, dass das Frauen- und Hauskloster der Edlen Herren den 1404 gefangenen Kaspar Gans auslöste und dafür dem Mecklenburger Herzog 65 Mark lübeckischer Pfennige vorstreckte. Der 1430 verstorbene Kaspar Gans fand im Havelberger Dom die letzte Ruhestätte. Zur Zeit Fontanes hing nach Darstellung des Dichters an einem Dompfeiler ein Schild mit der gekrönten Gans und der einfachen Inschrift: »Herr Jaspar Gans von Potlist«.
Das Stammwappen nach Hupp zeigt in Rot auf grünem Hügel eine flugbereite Gans, die auf dem Kopf und um den Hals gekrönt ist. Auf dem Helm mit rot-silberner Decke steht das Schildbild zwischen zwei geharnischten Armen, die eine goldene Blätterkrone emporhalten.
Quellen: O. Hupp, Münchener Kalender 1915. Siebmachers Wappenbuch von 1605. Ingo F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia.