Die Grafen von Falkenstein (ab 1125 Grafen von Falkenstein-Neuburg) waren ein bayerisches Adelsgeschlecht, das zur Stauferzeit eine der bedeutenderen Dynastien darstellte.
Die Falkensteiner, die ihre ältesten Besitzungen im Tal der Großen Vils und im Inntal im Süden des heutigen Landkreises Rosenheim hatten, beherrschten in ihrer Blütezeit weite Ländereien bis hinein nach Tirol, in das Mangfalltal, nach Niederösterreich und den Chiemgau.
Eine ungewöhnlich detaillierte Momentaufnahme der Herrschaft und des Besitzes der Grafenfamilie bietet der 1166 zusammengestellte Codex Falkensteinensis. Damals besaß das Grafenhaus unter Siboto IV. die vier Burgen Falkenstein über dem Inn, Neuburg an der Mangfall, Hartmannsberg bei Hemhof am Chiemsee und Hernstein bei Baden in Niederösterreich. Um jede dieser Burgen gruppierte sich ein Herrschaftsraum mit verschiedenen Besitztümern (z. B. Grundbesitz) und Rechten (z. B. Vogtei und Gericht), der von einem Verwalter (Procurator bzw. Praepositus) im Auftrag der Familie verwaltet wurde.
Hinzu kamen später auch Altenburg, Herantstein in Oberösterreich, Antwurt (heute Antwort) bei Endorf. Weitere Verwaltungsorte waren u. a. Aibling und Prien.
Die Falkensteiner gehen vermutlich auf den Anfang des 11. Jahrhunderts lebenden Patto von Dilching zurück. Reginolt de Valchensteine ist der im Jahr 1115 erste urkundlich erwähnte Falkensteiner.
Der allodiale Besitz der Falkensteiner, auf den die Familie ihre adelige Herkunft zurückführte und der nicht durch Passivlehen erworben war, lag bei Geislbach (heute Teil der Gemeinde Taufkirchen an der Vils) im Tal der Großen Vils. Bei den Gütern am Inn soll es sich um später erworbenen Besitz handeln, der dem ursprünglichen Inhaber entfremdet worden sei, als er nach den Ungarneinfällen verlassen war.
Durch Heirat erfolgte im Jahre 1125 die Verschmelzung mit der Weyarn-Neuburger Grafenlinie. Kurz darauf gründeten die Falkensteiner das Kloster Weyarn (1133).
Das 12. Jahrhundert war die Blütezeit des Adelsgeschlechts. Die Neuburg-Falkensteiner hatten damals weite Besitzungen, die Burgen, Orte und Ländereien in Oberbayern, Niederbayern, Tirol, Oberösterreich und Niederösterreich umfassten. Daneben nahmen sie Verwaltungsaufgaben im Auftrag des Erzbistums Salzburg wahr. Der Salzburger Erzbischof Eberhard I. hatte Siboto von Neuburg-Falkenstein 1158 die Verwaltung der Propstei Chiemsee, über die erzbischöflichen Ländereien dieser Region sowie die Verwaltung des Stifts Weyarn übertragen. Durch die enge Verbindung mit dem Kloster Weyarn befanden sich darüber hinaus auch zahlreiche bayerische Klöster und Kirchengüter im mittelbaren Einflussbereich der Falkensteiner.
Als nach der Absetzung Heinrichs des Löwen die bayerische Herzogswürde dem Wittelsbacher Otto I. verliehen wurde, verbündeten sich die Falkensteiner mit den Gegnern der Wittelsbacher, insbesondere den Andechs-Meraniern. Damit setzte allerdings der gewaltsame Niedergang des Adelshauses ein.
Das Geschlecht der Falkensteiner erlosch im Jahre 1272 mit Siboto IV., nachdem dessen Vater Siboto III. in einer Fehde zwischen Kaiser Friedrich II. und Papst Innozenz IV. alle Besitztümer verloren hatte. Nach anderen vorliegenden Quellen sollen die Neuburg-Falkensteiner erloschen sein, als Sigebothus VI. im Jahre 1272 im Bad erstochen wurde. Der bayerische Schriftsteller und Arzt Julius Mayr verarbeitete dieses Ereignis in den 1930er Jahren in der Tragödie „Sigbot von Falkenstein“ unter Anspielung auf die Mordtaten der Nationalsozialisten.
166 entstand durch Kanoniker des Stifts Herrenchiemsee im Auftrag Graf Sibotos IV. der bekannte, heute in München aufbewahrte Codex Falkensteinensis als Urbar und Lehensverzeichnis, aber auch als Memorialbuch der Familie. Das illustrierte Verzeichnis gilt als einzig erhaltenes Traditionsbuch einer weltlichen Herrschaft in Mitteleuropa aus dem Hohen Mittelalter.
Das Wappen nach Siebmacher und dem Codex Falkensteinensis zeigt in Blau einen rot bewehrten goldenen Falken mit rotem Halsband auf einem goldenen Dreiberg. Auf dem gekrönten Helm mit blau-goldener Decke der goldene Falke auffliegend.
Eine andere Version des gräflichen Wappens zeigt auf rotem Grund einen golden bewehrten silbernen Falken mit aufgehenden Flügeln auf einem schwarzen Dreiberg.
Der goldene oder silberne Falke wird heute noch in fast unveränderter Form von mehreren bayerischen Orten und Gemeinden in Ihren kommunalen Wappenverwendet.
Quellen: J. Siebmacher's Wappenbuch, Faksimile-Nachdruck der 1701/05 in Nürnberg erschienen Ausgabe mit allen Erweiterungen bis 1772, Battenberg-Verlag München 1971. Ingo F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia.