Die Grafschaft Dassel entstand kurz nach der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert, als nach dem Aussterben der Billunger im Mannesstamm deren Besitz im Suilbergau nördlich des Solling in die Herrschaften Einbeck und Dassel geteilt wurde und Reinold von Dassel sich dort grafenähnliche Herrschaftsrechte sichern konnte. Die Grafschaft bestand etwa 200 Jahre. 1310 wurde sie infolge Kinderlosigkeit aufgegeben. Prominentestes Mitglied der gräflichen Familie war Rainald von Dassel, Kanzler des Kaisers Friedrich Barbarossa und Erzbischof von Köln.
Durch die Anlage einer Burg an ihrem Stammsitz in Dassel festigte die Familie ihren Herrschaftsbereich. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts konnte die Grafschaft rund um ihren Stammsitz eine Aufbruchstimmung freisetzen, die Wirtschaft und Handel aufblühen ließ. Ihre Blütezeit erlebte die Grafschaft Mitte des 13. Jahrhunderts. Die Grafschaft zerfiel durch Verkauf von Besitz gegen Ende des 13. Jahrhunderts und verschwand endgültig mangels männlicher Nachkommen Anfang des 14. Jahrhunderts.
Die Grafschaft umfasste zu Beginn des 12. Jahrhunderts das Waldgebiet rechts der Oberweser (etwa das Gebiet des heutigen Naturparks Solling-Vogler) und dessen östliches Vorland bis ins Leinetal.
Stammbaumbedingt verlief die weitere Entwicklung in zwei Teilen. Der adolfschen Linie mit Stammsitz auf Burg Hunnesrück im nördlichen Teil der Grafschaft fiel durch Einheirat Anfang des 13. Jahrhunderts kurzzeitig auch die Grafschaft Ratzeburg zu, so dass sich ihr Herrschaftsgebiet erheblich erweiterte. Die Grafschaft Ratzeburg ging allerdings als Folge der verlorenen Schlacht bei Waschow schon sehr bald wieder verloren.
Die ludolfsche Linie blühte im Süden um Nienover auf und profitierte nach 1180 zunächst vom Sturz Heinrichs des Löwen. Mitte des 13. Jahrhunderts gelang eine Besitzerweiterung im Süden, die sich allerdings ebenfalls als nur temporär erwies. Die Grafen von Dassel mussten sich nicht nur gegenüber Nachbargrafschaften behaupten, sondern auch gegenüber dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg sowie den Bistümern Mainz, Paderborn und Hildesheim. Die territoriale Zersplitterung und letztlich der Zerfall der Grafschaft Dassel wurde durch Erbteilung eingeleitet und fand durch Söhnelosigkeit den Abschluss.
Der letzte Graf von Dassel, Simon aus der adolfschen Linie, verkaufte nach und nach alle noch verbliebenen Gebiete rund um den Stammsitz und löste dadurch die Grafschaft auf.
Über den skizzierten unmittelbaren, umfassende Rechte beinhaltenden und auch militärisch abgesicherten, Einflussbereich im Umfeld ihrer Stammburgen hinaus hatten die Grafen von Dassel zeitweilig zahlreiche weitere Rechte inne, die ihnen Einflussnahme in anderen Gebieten ermöglichte. Dazu gehören in südlicher Richtung der Reinhardswald in einem groben Dreieck zwischen Weser, Fuldamündung und Diemel, in nördlicher Richtung entlang der Leine, sowie an weiteren verstreuten Orten, etwa an Elbe und Ruhr. Hier war die Verfügungsgewalt der Grafen jeweils begrenzt entweder durch räumliche Isolation oder durch Einschränkung der Rechte auf einen einzelnen Aspekt des gesellschaftlichen Lebens oder gar durch Teilung der Rechte mit anderen Grafen.
Ministeriale der Grafen von Dassel sind ab dem ausgehenden 12. Jahrhundert belegt. In der Regel benannten sich diese Familien nach ihrem Herkunftsort. Dazu zählen auch die Herren von Dassel. Hierzu gehört Hermannus de Dasle, ein Gefolgsmann des Grafenhauses, der sich selbst nach deren Stammsitz benannte und somit eine neue Stammreihe begründete.
Das Stammwappen zeigt in Blau ein silbernes achtendiges Hirschgeweih mit Grind begleitet von 12 silbernen Kugeln (früher variabel). Auf dem Helm mit blau-silberner Helmdecke zwei silberne Hirschstangen.
Quellen: Adolf Matthias Hildebrandt - Wappensammlung auf Marken. Quedlinburger Wappenkästchen. Siebmachers Wappenbuch von 1701/05, Nachdruck von 1975. Ingo F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia.