Croÿ (Croy) ist der Name eines Adelsgeschlechts, das ursprünglich aus der französischen Grafschaft Ponthieu in der Picardie stammt und mit Guermond und Robert de Croÿ in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts urkundlich erstmals genannt wurde. Die nachweisbare Stammreihe begann mit Jacques, sire de Croÿ, der im Jahr 1287 Marguerite d’Airaines heiratete.
Die Erhebung zum Grafen von Chimay (Hennegau) erfolgte am 14. Januar 1473 für Jean de Croÿ († 1473).
Der 3. Graf von Chimay, Charles de Croÿ († 1527), wurde am 9. April 1485 in Aachen in den Reichsgrafenstand erhoben, der mit seinem Tod allerdings wieder erlosch.
Die Ernennung zum spanischen Herzog von Soria und Archi (Königreich Neapel) im Jahr 1518 und anschließend im Jahr 1519 zum spanisch-niederländischen Marquis d’Aarschot (auch Aerschot geschrieben) erfolgte für Guillaume II. de Croÿ, Seigneur von Chièvres, Erzieher des späteren Kaisers Karl V., und erlosch auch schon mit Guillaumes Tod.
Dessen Neffe Philippe II. de Croÿ, Schwiegersohn und Erbe des 1527 verstorbenen Charles I. de Croÿ, Fürst von Chimay, wurde am 1. April 1534 in Genua zum spanisch-niederländischen Herzog von Aarschot erhoben. Diese Linie starb 1684 aus.
Philippe de Croÿ († 1612) wurde am 3. November 1590 zum spanisch-niederländischen Graf von Solre (französisches Département Nord) erhoben.
In den Reichsgrafenstand wurde am 6. August 1594 in Regensburg Charles Philippe de Croÿ († 1613), Marquis d’Havré, aufgenommen, der mit seinem Tod schon wieder erlosch.
Zum französischen Herzog von Croÿ wurde im Juni 1598 Charles III. de Croÿ († 1612), 4. Herzog von Aaarschot, erhoben, mit Vererbung des Titels auf den jeweils Erstgeborenen des Gesamtgeschlechts. Er wurde im selben Jahr auch zum Granden von Spanien 1. Klasse.
Philippe de Croÿ aus dem Hause Roeulx, Gutsherr auf Mylendonck im heutigen Kreis Aachen, wurde am 31. März 1664 in den Reichsgrafenstand erhoben. Diese Linie starb im Jahr 1702 aus.
Zum spanisch-niederländischen Fürsten von Solre wurde am 14. November 1677 in Madrid Philippe Emmanuel de Croÿ († 1718).
Die französische Bestätigung als Herzog von Croÿ erhielt im September 1768 dessen Enkel Emmanuel de Croÿ, Fürst von Solre, ab 1783 Marschall von Frankreich.
Seinem Enkel Auguste de Croÿ wurde am 25. Februar 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss das fürstbischöflich Münsteraner Amt Dülmen in Westfalen als Grafschaft Dülmen zugeteilt, als Ersatz für die abgetretenen linksrheinischen Besitzungen. Dieser Besitz wurde nach 1815 als Standesherrschaft vom Deutschen Bund anerkannt. Daher erhielt die Familie gemäß dem Bundestagsbeschluss vom 18. August 1825 das Prädikat „Durchlaucht“ (zunächst primogenitur), später auch zur preußischen Durchführung am 21. Februar 1832 und am 3. März 1833 mit Ausdehnung auf alle Nachkommen. Am 12. Oktober 1854 wurde das Adelsgeschlecht zum erblichen Mitglied des Preußischen Herrenhauses. Seine Nachgeborenen führen den Namen „Prinz/essin von Croÿ“ mit der Anrede „Durchlaucht“.
Westfälischer Ast - Karl Alfred 12. Herzog von Croÿ (1859–1906), der erstgeborene Sohn von Rudolph und Begründer des westfälischen Astes der 1. Linie, wurde erbliches Mitglied des Preußischen Herrenhauses und Ehrenritter des Malteserordens. Er heiratete 1888 in Brüssel Ludmilla Prinzessin und Herzogin von Arenberg (1870–1953), die Tochter des Herzogs Engelbert-August von Arenberg. Das Paar hinterließ die drei Söhne Carl, Engelbert und Anton sowie eine Tochter, Isabella. Sohn Karl (1889–1974) wurde 13. Herzog von Croÿ. Er war viermal verheiratet und der Sohn Carl Emanuel (1914–2011) aus seiner 1913 geschlossenen ersten Ehe mit Nancy Leishman (1894–1983), wurde 14. Herzog von Croÿ. Er heiratete 1953 Gabriele Prinzessin von Bayern (1927–2019), die Tochter des Generalfeldmarschalls und Kronprinzen Rupprecht von Bayern. 1954 wurde Tochter (Prinzessin) Marie-Thérèse geboren und 1955 Sohn Rudolph, der heutige 15. Herzog. Nach der Zerstörung des Schlosses Dülmen 1945 wurde Haus Merfeld zum Wohnsitz des westfälischen Astes. Das ostwestfälische Schloss Schweckhausen gehörte von 1847 bis 2015 zum herzoglichen Besitz.
Das Stammwappen nach Siebmacher (Band 4), zeigt in Silber drei rote Balken. Auf dem Helm mit rot-silberner Decke ein schwarzer Brackenrumpf mit rotem Halsband mit goldenem Bord und Ring, zwischen einem offenen silbernen Flug.
Das herzogliche Wappen der einzig heute noch bestehenden Hauptlinie Croÿ-Solre zeigt in der nebenstehenden Variante in den gevierten Feldern 1 und 4 das Stammwappen und das Wappen Renty, ebenso im Herzschild (oder dort das Balkenwappen der ungarischen Königsdynastie der Árpáden); Feld 2 ist geviert vom Wappen des Hauses Frankreich: in Blau drei Lilien, und des Hauses Albret: rotes lediges Feld, und belegt als Herzschild mit dem Wappen des Hauses Bretagne: ganz von Hermelin; Feld 3 ist geviert von Flandern: in Gold ein schwarzer Löwe, und Craon: rot-golden gerautet. Schild bekrönt mit einer Fürstenkrone. Der Wahlspruch auf einem Spruchband unter dem Schild lautet: Je maintiendray (französisch in alter Schreibweise; deutsch: Ich werde standhalten). Das Ganze unter einem hermelingefütterten, purpurnem Wappenmantel, der aus einer Herzogskrone herabfällt. In der anderen Form zeigt der Schild im gevierten Feld 1 das Stammwappen und das Wappen des nordfranzösischen Hauses Lalaing, Feld 2 wie vor, ebenso die Felder 3 und 4; der Herzschild zeigt das Balkenwappen der ungarischen Árpáden.
Siebmachers großes Wappenbuch, Band 4. Die Wappen des hohen deutschen Adels (2. Teil), Bauer und Raspe, Neustadt an der Aisch, Repronachdruck von1887/88 Nürnberg. O. Hupp, Münchener Kalender 1896. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia. Ingo F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988.