Die Herren und Freiherren von Cramm sind ein altes niedersächsisches Uradelsgeschlecht. Um 815 soll Aßwin von Cramm zusammen mit dem karolingischen Kaiser Ludwig I. als Erster der Familie in die Gegend des Stifts Hildesheim gekommen und dort von ihm mit Gütern beliehen worden sein. Diese These ist umstritten und wegen der dünnen Dokumentenlage dieser Zeit bisher nicht nachweisbar. Auch eine Herkunft der Familie von der Burg Cramme im gleichnamigen Ort im heutigen Landkreis Wolfenbüttel wird vermutet. Ob die Familie dem Ort den Namen gab oder umgekehrt, ist nicht abschließend geklärt.
Das Geschlecht ist erstmals im Jahr 1150 mit Theodoricus de Crammen (Dietrich von Cramm) urkundlich belegt. Allerdings taucht der Name von Cramm auch schon früher auf, so ist zum Beispiel eine Beka von Cramm als Ehefrau des Aschwin von Steinberg bereits 1127 dokumentiert. Die Cramm waren ein begütertes Rittergeschlecht und angesehene Lehnsnehmer bei den geistlichen und weltlichen Herrschern der Region des heutigen Südost-Niedersachsens. Im Mittelalter waren viele Abkömmlinge Ritter oder Ministeriale.
Schon sehr früh in ihrer Geschichte hatte die Familie hohe Positionen an den niedersächsischen Höfen inne. Ab 1250 stellten sie mehrmals, und ab 1656 durchgehend die Erbkämmerer und ab 1746 zusätzlich die Erbschenken im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg sowie von 1294 bis 1589 die Erbschenken des Hochstifts Hildesheim. Der Aufstieg der ministerialen Familie lässt sich auch mit der frühen Einheirat von edelfreien und dynastischen Geschlechtern wie den Dorstadt und Dannenberg erklären. In späteren Jahrhunderten dienten Familienangehörige den Welfenherzögen- und königen zudem als Generäle, Kammerherren und Minister.
Der Freiherrenstand der Familie wurde zu verschiedenen Zeiten anerkannt, dokumentarisch gesichert ist ein Reichsfreiherren-Diplom aus dem 18. Jh. des römisch-deutschen Kaisers Joseph II.
Die Adelsfamilie war seit dem 13. Jahrhundert Mitbesitzer (neben den Herren von Bortfeld) und ab dem 17. Jahrhundert Alleineigentümer ihres Stammsitzes, des Schlosses Oelber in Oelber am weißen Wege, einem Ortsteil von Baddeckenstedt in Niedersachsen. Zudem baute die Familie im Laufe der Jahrhunderte die Schlösser Sambleben und Volkersheim, sowie das Rittergut Lesse auf ihrem Grundbesitz. Die Familie übte an diesen Standorten Gerichtsbarkeit aus und verfügte über zahlreiche Kirchenpatronate. Sambleben und Volkersheim gingen über den Erbweg aus der Familie. Lesse und Schloss Burgdorf, das sich zeitweilig im Besitz befand, wurden verkauft. Andere Schlösser und Güter befanden sich nur vorübergehend im Besitz. Mit Nahrstedt und Insel konnten noch zwei spät erworbene Rittergüter bis 1945 bei Stendal betrieben werden, wurden aber durch die Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) enteignet.
Durch die Heirat von Burghard von Cramm 1905 mit Jutta Gräfin von Steinberg, der Letzten und Universalerbin ihres Geschlechts aus altem hildesheimischem Stiftsadel, fielen die umfangreichen Besitzungen dieser Familie an die Cramms, darunter Brüggen und Bodenburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg teilten ihre 7 Söhne den Grundbesitz untereinander auf, da eine Bodenreform mit Enteignung befürchtet wurde; dazu zählten namentlich Schloss Brüggen und die Rittergüter Oelber, Bodenburg, Harbarnsen und Wispenstein (die beiden letzteren wurden später verkauft). Das erst 1906 erworbene Schloss Nettlingen war bereits vor dem Krieg wieder veräußert worden. Oelber, Brüggen und Bodenburg werden bis heute von Mitgliedern der Familie bewohnt und mit erheblichem Aufwand erhalten.
Das Stammwappen zeigt in Rot drei silberne Lilien. Auf dem Helm mit rot-silberner Decke eine mit drei natürlichen Pfauenfedern bestückte, je von einer silbernen Lilie beseitete rote konische Säule. Als Helmzier wird später auch ein offener Flug geführt.
Quellen: Max von Spießen: Wappenbuch des Westfälischen Adels, Band 1, Görlitz 1901–1903, S. 35; Band 2, Görlitz 1903, Tafel 86. Ingo F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia.