Die Überacker (auch Uiberacker oder Ueberacker(n) geschrieben) waren ein seit dem 11. Jahrhundert nachweisbares bayerisches Adelsgeschlecht, das ursprünglich Dienstmannen für die Grafen von Burghausen stellte. Die Familie blühte auf, als ihre Mitglieder über Jahrhunderte hinweg im Erzbistum Salzburg hohe Ämter als Verwaltungsbeamte oder im Militär innehatten und ausgedehnte Besitzungen erwerben konnten. Die Überacker wurden im 17. Jahrhundert in den Freiherrenstand und letztendlich in den Reichsgrafenstand erhoben. Die Familie gilt heute in Salzburg als „ausgestorben“; eventuell gab oder gibt es noch eine Linie der Familie in Niederösterreich, als deren vermutlich letzter Vertreter der Schriftsteller Ernst Josef Uiberacker (* 28. Mai 1885 in Groß-Enzersdorf, † 14. Juli 1958 in Felixdorf) angesehen werden kann.
Die Überacker hatten ihren Stammsitz ursprünglich im Ort Überackern, nahe der früher bayerischen und nun österreichischen Gemeinde Hochburg-Ach im Bezirk Braunau am Inn von Oberösterreich. Der Ortsname (abgeleitet von Über der (Salz-)Ache) selbst hat zahlreiche Veränderungen hinter sich gebracht (Iparach, Uparachen, Ibrache, Uiberaggern, Überacha, Ibberachen); seit 1850 heißt der Ort Überackern.
Die Lagestelle des mittelalterlichen Sitzes in Überackern ist nicht sicher bekannt, obwohl in der Gegend von Hochburg-Ach eine Reihe mittelalterlicher Burgställe und Wehranlagen vorhanden ist (z. B. die Ratzlburg, ein Stammsitz der Rohrer). Eine Vermutung ist, dass der Stammsitz des Geschlechtes der Überacker mit dem „Hochhaus“ gleichzusetzen ist, von dem nur mehr Erdwerk in einer sumpfigen Wiese (ein ehemaliger Teich) beim Bauernhof Braunlechner im Ortsteil Aufhausen von Überackern erhalten ist. Aber auch eine zweite Fundstelle in dieser Gegend, nämlich eine viereckige Wallanlage namens „Burgstall“, bietet sich als früher Sitz der Überacker an. In der Schlacht von Mühldorf von 1322 kämpften die Überacker auf Seiten des Salzburger Erzbischofs Friedrich III. von Leibnitz gegen Ludwig IV. der Bayer; da letzterer diese Schlacht gewann, wurde in der Folge der Ansitz der Überacker zerstört.
Als erster dieses Geschlechts wird ein Heinrich I. von Uiberacker genannt, auch ein „liber homo nomine Otto do Uberachin“ († 1137) wird bereits um 1100 erwähnt. Die Überacker sind dann ab dem 13. Jahrhundert in Salzburg nachweisbar. 1281 werden Wichard und Otto, genannt Vberekcher, mit Lehen der Salzburger Kirche belehnt.
Der erste Überacker in Diensten des Erzbistums Salzburg war ein Erhard, der 1385–1593 Burggraf auf Friesach war. Erhard und sein Bruder Mattheus erhalten 1370 von Heinrich Krapff, Bischof von Lavant die Erbhausung und Burghut auf der Feste Pirchenstein. Heinrich Krapff wird als „Schwager“ eines Otto Überacker bezeichnet.
Im Land Salzburg wird 1394 Wolfhart Überacker, Sohn des Johann, erstmals genannt. Er wird von Erzbischof Pilgrim II. von Puchheim mit der Pflege von Lichtentann betraut. 1410 werden Wolfhart und sein Sohn Virgil auf Lebenszeit zudem mit der Feste und Burghut auf Altentann belehnt. Erzbischof Bernhard von Rohr hat 1468 dem Wolfhart Uiberacker und den Söhnen des verstorbenen Ernst Uiberacker auch die freigewordene Pflege Lichtentann als Absentpflege (d. h., dass sie hier nicht persönlich als Pfleger agieren mussten, sondern Vertreter einsetzen konnten) verliehen. Altentann war den Uiberackern als erbliche Pflege bereits 1418 zugefallen, Lichtentann musste hingegen jeweils neu vergeben werden. 1607 wurden beide Bereiche zu einer Pflege zusammengefasst. Nach der Säkularisation gingen Gebäude und Grundbesitz aus beiden Herrschaften an den Henndorfer Bierbrauer Kaspar Moser über.
Mitte des 15. Jahrhunderts hatten die Überacker im Tausch gegen Besitzungen hinter dem Pass Lueg Sieghartstein erworben. 1444 wurden die Uiberacker unter dem Titel Herren von Sieghartstein siegelfähig. Virgil Uiberacker ließ hier vor 1450 eine Burg (Veste) erbauen (dy Veste gen dem Sigharczstain in dem Grunt des Hofs zu Sigharting von new gepawet). Abraham Überacker erhielt 1616 für Sieghartstein eine Brau- und Taferngerechtigkeit (die Taverne, gegründet 1444, steht heute noch). 1610 wurde von Abraham Uiberacker auch die Herrschaft Pfongau erworben, die bis 1873 im Besitz der Familie blieb. Die Hofmarksrechte von Sieghartstein wurden unter Wolf Josef Graf Uiberacker 1820 aufgegeben und nach Neumarkt übertragen.
Am 9. April 1669 wurden die Vettern Wolf Abraham und Wolf Ernst von Kaiser Leopold I. in den Reichsfreiherrenstand erhoben und konnten sich in der Folge Wohlgeboren und auf Sighartstein und Pfangau nennen. Am 27. Oktober 1688 werden Wolf Abraham und seine Kinder in den Reichsgrafenstand erhoben und werden nun mit Hoch- und Wohlgeboren angesprochen. Auch Wolf Dominikus wird am 8. Februar 1694 in den Reichsfreiherrenstand erhoben und kann sich hinfort ebenfalls Wohlgeboren nennen. Schließlich erhebt Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz als Reichsvikar die Brüder Wolf Dominikus und Wolf Sigmund und deren Vetter Wolf Max Anton in den erblichen Reichsgrafenstand.
Die älteste Begräbnisstätte der Uiberacker ist das Kloster Raitenhaslach; weitere Begräbnisstätten finden sich im Kloster Au am Inn in Aschau am Inn, im Stift St.Peter, im Salzburger Dom und in Köstendorf.
Das Stammwappen zeigt in Rot mittig ein goldener Ort (auch mittleres Hauptstück). Auf dem Helm mit rot-goldener Decke ein roter Spitzhut mit gelber Stulpe darauf eine gelbe Kugel besteckt mit schwarzen Federn.
Gräfliches Wappen von 1688
Schild geviertet mit Herzschild, Feld 1 und 4 in Schwarz zwei gegeneinandergestellte halbe goldene (gelbe) Räder, Feld 2 und 3 in Rot ein leibfarbener Arm, einen Stein in der Hand, Herzschild: das Stammwappen; drei gekrönte Helme: 1. geschlossener schwarzer Flug mit den halben Rädern, Decken schwarz-weiß, 2. roter Hut mit goldener Stulpe, gelber Knopf und schwarzer Federbusch, Decken weiß-rot, 3. der Arm, Decken schwarz-goldenen. Schildhalter zu beiden Seiten: auf einem Tigerpferd sitzender, zum Turnier geschickter und bewaffneter Ritter mit offenem Helm, in der Hand einen Speer haltend, links mit schwarz-weiß, rechts mit schwarz-goldenen Helmfedern.
Quellen: J. Siebmachers Wappenbuch von 1701-1705, Faksimile-Nachdruck von 1975, Battenberg Verlag, München. Ingo F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia.