Die Aufsess wurden mit dem Edelfreien „Herolt de Ufsaze“ im Jahr 1114 erstmals urkundlich erwähnt, er tritt dort auf als Treuhänder des Bamberger Stifts St. Jakob. Die direkte Stammreihe begann mit Otto von Aufsess (erwähnt 1296). Die Stammsitze der Familie sind die Schlösser Unteraufsess, Freienfels und Wüstenstein über dem Aufsess- und dem Wiesenttal in der Fränkischen Schweiz (Oberfranken).
Die Burg Aufsess (heute: Unteraufsess) auf einem Hügel im Ort Aufsess ist der Stammsitz der Familie. Die Bezeichnung Unteraufsess ergab sich erst in Abgrenzung zum ab 1690 errichteten und höher gelegenen Schloss Oberaufsess, davor hiess die Anlage jahrhundertelang nur Burg Aufsess. Der mittelhochdeutsche Name Ufsaze bedeutet ‚auf (dem Felsen) sitzen‘ und nimmt auf die Lage des Bergfrieds Bezug, der auf einem kleinen Felssporn sitzt. Der Ursprung der Burg könnte ins frühe 11. Jahrhundert zurückgehen; der Sage nach soll 1007 ein Ritter „Heinrich von Ufsaze“ zusammen mit König Heinrich, dem späteren Kaiser Heinrich II., ins Frankenland gezogen sein. Tatsächlich gründete König Heinrich im November des Jahres 1007 das Bistum Bamberg und die Burg Aufsess war möglicherweise Teil des Schutzgürtels, der das junge Bistum gegen Einfälle aus dem Osten schützen sollte.
Otto I. von Aufsess erhielt 1323 das Hofamt eines Erbschenken des Hochstifts Bamberg, das bis zum Ende des Alten Reiches 1806 immer von einem Mitglied der Familie ausgeübt wurde. 1387 verlieh König Wenzel von Böhmen der Familie die Blutgerichtsbarkeit, welche von späteren Kaisern bestätigt wurde. Dennoch kam es deswegen mit dem Hochstift Bamberg zu langandauernden Streitigkeiten. Auch dieses Privileg hatte Bestand bis zum Ende des Alten Reiches.
Die Burg Aufsess entwickelte sich im Spätmittelalter zur Ganerbenburg, auf der mehrere Linien der Familie gemeinsam wohnten. 1395 setzte Otto I. von Aufsess zur Besitzstandssicherung einen Burgfriedensvertrag auf, der auch Regelungen des gemeinsamen Lebens auf dem Burgareal betraf. Die Familie stellte mehrere Domherren in Bamberg und Würzburg und mit Friedrich III. von Aufsess († 1440) einen Fürstbischof von Bamberg.
Carl Sigmund von Aufsess erwirkte 1714 die Erhebung der Gesamtfamilie in erblichen Reichsfreiherrenstand. Die Familie teilte sich im frühen 19. Jahrhundert in die I. Linie (Unteraufsess), die lutherisch und katholisch ist, und die II., lutherische Linie (Oberaufsess). Beide besitzen bis heute ihre jeweiligen Stammsitze.
Die von Aufsess erbauten oder erwarben in der Fränkischen Schweiz 17 Burgen: Unteraufsess, Wüstenstein, Schloss Freienfels, Schloss Oberaufsess, Höchstaufsess, Königsfeld I, Heroldstein, Heckenhof, Neidenstein a. d. Wiesent, Sachsendorf, Stechendorf, Truppach I und III, Veilbronn I, Weiher I und II an der Wiesent und Wolkenstein. Besitzanteile hatten sie an Hagenbach, Kainach, Königsfeld II, Neuhaus, Mengersdorf, Reifenberg, Veilbronn II, Wadendorf und Waischenfeld. Bei Hof verfügten sie über einen Ansitz in Hofeck.
Die Burg Freienfels wurde um 1280 bis 1300 etwa acht Kilometer nördlich von Ausssess im Wiesenttal durch den Ritter Otto von Aufsess (1296–1338) erbaut. Sie stand auf freiem Grund und Boden und war damit reichsunmittelbar. Im Bauernkrieg 1525 brannten aufständische Bauern die Burg nieder; danach baute sie Ritter Pankraz von Aufsess wieder auf. Nach erneuten Eroberungen und Verwüstungen im Dreissigjährigen Krieg sowie anschliessenden Familienzwistigkeiten erwarb der Domherr Carl Siegmund Freiherr von Aufsess die Burg im Jahre 1690, riss die stark zerfallene Burg ab und errichtete auf ihren Fundamenten zwischen 1693 und 1701 das jetzige barocke Schloss. 1867 verkaufte die Familie Schloss und Grundbesitz in Freienfels.
Die dritte Stammburg des Geschlechts stand in Wüstenstein, einige Kilometer südlich von Aufsess im Aufsesstal. Sie wurde 1327 erstmals erwähnt, 1430 und erneut 1525 zerstört und anschliessend jeweils wiederaufgebaut. Das heutige Schloss Wüstenstein wurde im 18. Jahrhundert durch die Familie von Brandenstein unter Verwendung des älteren Kerns errichtet.
Die Burg Aufsess wurde beim Einfall der Hussiten in Oberfranken 1430, im Bauernkrieg 1525 und im Dreissigjährigen Krieg jeweils belagert oder erobert. Im Jahre 1676 kam die Stammburg an die Brüder Friedrich und Karl Heinrich von Aufsess, die jedoch in Streit gerieten, weshalb Karl Heinrich sich ab 1690 ein Stück weiter nördlich im Aufsesstal das für diese Zeit relativ stark befestigte Schloss Oberaufsess erbauen liess. Friedrich liess in der Burganlage von Aufsess neben dem mittelalterlichen Bergfried das Schloss Unteraufsess wiederherstellen und erbaute 1677 den Ostflügel neu. Die Trennung der Familie in eine protestantische und eine katholische Linie führte zu Spannungen, vor allem beim Wiederaufbau der Schlosskirche. Beide Schlösser, Unter- und Oberaufsess, befinden sich bis heute im Familienbesitz und können besichtigt werden.
In Königsfeld entspringt die Aufsess, ein 23 Kilometer langer Bach, der bei Doos in die Wiesent mündet. Der Name geht auf einen karolingischen Königshof zurück, der 741 erstmals erwähnt wurde; im 14. Jahrhundert kam Königsfeld an die Herren von Aufsess, die hier einen (nicht mehr existierenden) Rittersitz errichteten. Das Schloss Höchstaufsess wurde von Friedrich von Aufsess nach 1690 erbaut und ist bereits 1718 abgebrannt.
Carl Theodor Freiherr von Aufsess (1686–1742), fürstbischöflicher Domherr und Geheimrat, liess sich um 1726 in der Bamberger Karolinenstrasse 26 ein barockes Stadtpalais, das Aufsess-Palais, errichten. Philipp Friedrich von Aufsess (1691–1743) liess sich 1723 bis 1728 das Aufsesshöflein (Bamberg) als Gartenschlösschen erbauen. Der Domkapitular Jodocus Freiherr von Aufsess († 1738) stiftete seinen Nachlass zur Errichtung eines Priesterseminars für Studenten des Bamberger und Würzburger Bistums, womit 1740 das Aufseesianum (Bamberg) errichtet wurde. Bei Augsburg erbten die Aufsess 1875 das Schloss Elmischwang, das noch im Familienbesitz ist.
Am 24. März 1695 wurden Johann Friedrich von Aufsess, kurfürstlich bayerischer Kammerherr, und sein Bruder Christoph Wilhelm von Aufsess in den Reichsgrafenstand erhoben. Am 24. November 1714 erhielten Carl Sigmund, Ernst Alexander, Carl Friedrich, Carl Heinrich und Heinrich Christoph von Aufsess den Reichsfreiherrenstand. Die Aufsess wurden am 18. Januar 1813 in die bayerische Freiherrenklasse immatrikuliert und bekamen am 28. November 1882 die Genehmigung, sich mit allen Familienangehörigen „Freiherr bzw. Freifrau von und zu Aufsess“ zu nennen.
Das Stammwappen zeigt in Blau einen silbernen Balken, der mit einer roten Rose belegt ist. Auf dem Helm mit blau-silberner Decke ein mit Pfauenfedern besteckter goldener Schaft zwischen zwei, das Schildbild wiederholende Stierhörner.
Quellen: Otto Hupp, Münchener Kalender 1912. Wappensiegel des Otto von Aufsess von 1327, Johann Siebmachers Wappen-Buch, Faksimile- Nachdruck von 1772, Battenberg Verlag, München 1975. Ingo F. Walther, Codex Manesse, Die Miniaturen der Grossen Heidelberger Liederhandschrift, Frankfurt am Main 1988. Nachrichtenportale im Internet: Wikipedia.